Javna ustanova Gimnazija „Muhsin Rizvić“ Breza
MATURSKI RAD
MENTOR
RAD URADIO
SADRZAJ
Bosna i Hercegovina Bosnien und Herzegowina
Flagge
Wappen
Amtssprache Bosnisch, Serbisch, Kroatisch Hauptstadt Sarajevo Staatsform Republik Staatsoberhaupt Haris Silajdžić, Nebojša Ranović, Željko Komšić1 Regierungschef Ministerpräsident Nikola Špirić Fläche 51.129 km² Einwohnerzahl 4.552.000 (Juli 2007) BIP nominal (2007)[1] 14.780 Mio. US$ (101.) BIP/Einwohner 4.625 US$ (88.) (Stand 2009) HDI 0,803 (66.) Währung 1 Mark = 100 Feninga 1 EUR = 1,95583 BAM (Fixer Wechselkurs, gebunden an die Deutsche Mark bis 2002) Nationalhymne Intermeco Nationalfeiertag in den Entitäten unterschiedlich, siehe Abschnitt „Feiertage und Feste“ Zeitzone MEZ/MESZ Kfz-Kennzeichen BiH Internet-TLD .ba Telefonvorwahl +387 (1) Vorsitzender des Staatspräsidiums, d.h. amtierender Präsident Bosnien und Herzegowinas seit Juli 2009[2]
Bosnien und Herzegowina (in den Landessprachen Bosna i Hercegovina, kurz BiH; kyrillisch Босна и Херцеговина, kurz БиХ; deutsch auch Bosnien-Herzegowina) ist ein Staat in Südosteuropa. Er grenzt im Osten an Serbien, im Südosten an Montenegro, im Norden, Westen und Südwesten an Kroatien sowie auf wenigen Kilometern bei Neum an das Mittelmeer. Die unabhängige Republik ging 1992 aus der jugoslawischen Teilrepublik Bosnien und Herzegowina hervor und hat wie diese fast dieselben Grenzen, die das österreichisch-ungarische Okkupationsgebiet Bosnien und Herzegowina 1878 auf dem Berliner Kongress erhielt. Bosnien und Herzegowina besteht seit dem DaytonVertrag aus zwei weitgehend autonomen Gliedstaaten (Entitäten), der Föderation Bosnien und Herzegowina und der Republika Srpska, sowie dem Sonderverwaltungsgebiet Brčko-Distrikt. Geographie Bosnien und Herzegowina liegt im westlichen Teil der Balkanhalbinsel und ist in weiten Teilen durch eine bewaldete Mittelgebirgslandschaft geprägt, wobei die höchsten Berge Höhen von fast 2400 Meter über dem Meeresspiegel erreichen. Ein Teil des Berglandes, insbesondere in den westlichen Landesteilen und der Herzegowina, ist verkarstet. Das hier anfallende Oberflächenwasser gelangt nicht in die großen Flusssysteme, sondern versickert größtenteils. Im Süden sowie in der nördlich gelegenen Save-Niederung gibt es auch flachere Regionen, die landwirtschaftlich genutzt werden. Ebenfalls im Süden befindet sich die 24 Kilometer lange Adria-Küste bei Neum. Bosnien und Herzegowina hat eine insgesamt 1459 km lange Außengrenze zu seinen drei Nachbarstaaten. Davon entfallen 932 km auf Kroatien, welches das Land in einem Bogen nördlich und westlich umgibt, 302 km auf Serbien im Osten und 225 km auf Montenegro im Südosten. Siehe auch: •
Liste der höchsten Berge in Bosnien und Herzegowina
Geomorphologie
Der höchste Punkt des Landes: Maglić. Die höchstgelegenen Gebiete des Landes befinden sich im Südosten, an der historischen Grenze zwischen Bosnien und der Herzegowina. Der Gipfel des südlich von Foča an der montenegrinischen Grenze gelegenen Maglić-Massivs ist mit 2.386 m der höchste Punkt. Der Rest des Landes ist vorwiegend von Mittelgebirgslandschaft geprägt. An seiner Nordgrenze hat Bosnien und Herzegowina Anteil an der Pannonischen Tiefebene, die sich hier im Bereich der Save-Niederung erstreckt.
Klima Bosnien und Herzegowina liegt im Übergangsgebiet zwischen mediterranem und kontinentalem Klima. Im Winter ist es sehr kalt und ein kalter Fallwind vom Landesinneren führt zu starken Böen und Stürmen. Im Süden des Landes sind die Sommer heiß.
Gewässer
Die Una bei Bihać Die wichtigsten Flüsse des Landes sind Save und Drina, die Bosnien und Herzegowina im Norden und Osten begrenzen, sowie die Bosna, welche im Landesinneren entspringt und in die Save mündet. Fast das gesamte Gebiet Bosniens gehört zum Einzugsgebiet der Save bzw. des Schwarzen Meeres, während die Flüsse der Herzegowina – zum Teil unterirdisch – in die Adria entwässern. Die Täler der größeren Flüsse Bosniens erstrecken sich fast ausschließlich in Nord-Süd-Richtung, was für die Siedlungs- und Verkehrsgeschichte des Landes von Bedeutung ist. Zu den größeren Flüssen zählen die Una und Sana, der Vrbas und die Neretva. Alle Flüsse in Bosnien und Herzegowina sind nicht schiffbar. Bosnien hat wenige bedeutende Seen. Die meisten großen Stillgewässer wurden künstlich angestaut. Große Stauseen gibt es an Drina, Neretva, Vrbas und Trebišnjica. Siehe auch: Liste der Flüsse in Bosnien und Herzegowina Landnutzung Nur ein knappes Fünftel der Landesfläche ist für den Ackerbau geeignet; diese Flächen befinden sich vor allem entlang der Save, am Unterlauf der Neretva und in den Poljen der Herzegowina. Natur Bosnien und Herzegowinas Tier- und Pflanzenwelt ist ungewöhnlich artenreich und vielfältig. Die Flora und Fauna, Bosnien und Herzegowinas profitiert von der geringen Bevölkerungsdichte und den unbewohnten Landstrichen. Um die 60 Prozent der Fläche Bosnien und Herzegowinas ist bewaldet, besonders das Gebirge ist sehr waldreich.
Durch die schwere Zugänglichkeit ist die Natur wenig bedroht. So konnte der Lebensraum vieler seltener Tiere und Pflanzen erhalten werden. Viele Tiere die in Bosnien und Herzegowina leben, sind in anderen Teilen Europas ausgestorben. Flora In Bosnien und Herzegowina finden viele bedrohte Pflanzenarten in den Hochgebirgen einen Lebensraum. Im Nationalpark Sutjeska befindet sich der Perućica-Urwald – einer der größten, die noch in Europa erhalten sind. Im Bereich des Dinarischen Gebirges gilt eine Höhe von 500 bis 1000 Metern als Niedrigzone. In diesem Bereich sind Eichen- und Buchenbewaldung typisch. In der Höhe von 1500 Metern kommt eine Buchen-, Fichten-, Tannen- und Kieferbewaldung vor. Ein Baum, der in fast allen Gebirgen des Landes vorkommt, ist die gewöhnliche Kiefer. Eine Mischung aller dieser Baumarten findet man vor, wenn bewaldete Bereiche schon in niedriger Höhe beginnen und sich nach oben fortsetzen. In diesem Falle spricht man von einem illyrischen Floragebiet. Man kann in allen Bereichen der Hochzone Gebirgsgewächse wie beispielsweise Windröschen, Thymian und Katzenkraut antreffen. Sie sind auf allen Bergen des Landes zu finden, sowie die klassische Alpenflora. Eine Besonderheit sind die durch Höhleneinbrüche entstandenen Dolinen. Auf den großen Flächen der Dolinen findet man typische Pflanzen einer kälteren Gebirgslandschaft, während auf den Rändern mittelmeertypische Pflanzen wachsen. Ein gutes Beispiel für die Flora des Landes ist das Gebirge Bjelašnica. Man trifft am Fuße des Berges verschiedene Laubbaumarten wie Eichen, Trauben- bzw. Wintereichen, Weißdorn und Schwarzbuchen an. In den höheren Regionen herrscht ein Mischwald mit Buchen und Tannen. Der Walnussbaum ist in Südosteuropa heimisch und in der Niedrigzone weit verbreitet. Die Hochgebirge weisen überwiegend Wacholder auf, welcher außerordentlich widerstandsfähig gegen Kälte ist. Im Frühling kann man eine große Zahl an Blumen finden. Typische Vertreter sind Veilchen, Enziane, Narzissen, Kamille, Bärlauch, duftende Schlüsselblumen, Natternköpfe und Stiefmütterchen. Viele bereits weiträumig ausgestorbene Blumen haben sich in Bosnien und Herzegowina eingebürgert, wie beispielsweise die Orchideengewächse am Prokoškosee. Manche kalkhaltige Böden bieten ideale Bedingungen für Orchideengewächse wie z. B. für das rote Waldvöglein oder die Berghyazinthe. Wegen des warmen Klimas wachsen auch Liliengewächse in dieser Region. Zum Beispiel wachsen in Bosnien und
Herzegowina einige seltene Vertreter der Gattung Tulipa, wie z. B. die Tulipa biflora, die von Kroatien bis Albanien verbreitet ist oder die Tulipa orphanidea, welche eine Seltenheit ist und von der unberührten Natur profitiert. Zudem weist das Land eine beachtliche Anzahl an Endemiten auf. Das Lilium carniolicum var. bosniacum ist im zentralen Bosnien auf kalkhaltigen Böden endemisch. Lange war ihre Position unklar, was dazu führte, das sie man sie als Unterart bzw. Varietät zu den Pyrenäen-Lilien oder als Synonym zu den Lilium chalcedonicum zählte. Erst nach molekulargenetischen Untersuchungen wurden sie schließlich der Krainer Lilie zugeordnet. Eine Pflanze die auch lange ohne eindeutige Zuordnung war und in Bosnien gedeiht, ist das Lilium jankae und weist Vorkommen bis hin zu den Rhodopen auf. Fauna Viele Tiere, die in anderen Teilen Europas ausgestorben sind, können sich ohne menschliche Eingriffe in Bosnien und Herzegowina entwickeln. Jede Menge Tiere haben sich unabhängig von den benachbarten Gebieten entwickelt. Am kurzen Küstenstreifen finden sich die üblichen Fischarten der Adria. Die Fischfauna in den zahlreichen Gebirgsbächen und Flüssen ist sehr interessant; in den klaren Gebirgsseen konnte so manche Art vor dem Aussterben gerettet werden. Aale kann man z. B. in Hutovo Blato antreffen. Hutovo Blato ist ein Naturpark, zu dem viele kleine Seen und Sümpfe gehören. Auch kann man zahlreiches anderes Wassergetier außer Fischen beobachten, besonders die zahlreichen Krebsarten. Die vielen verschiedenen Schlangenarten, die man in Bosnien und Herzegowina antreffen kann, sind öfters giftig. Eine Untergattung der Kreuzotter sowie die Kreuzotter selbst sind giftig. Vierstreifennattern (Elaphe quatuorlineata), die nicht giftig sind, sowie die giftigen Europäische Horn- oder Sandottern sind in ganz Südosteuropa verbreitet. Neben Schlangen leben auch eine große Anzahl anderer Reptilien wie z. B. Echsen in Bosnien und Herzegowina. Die faszinierende Vogelwelt hat sich in den bosnischen Gebirgen gut erhalten. Der Grünspecht ist in den Laubwäldern und der Schwarzspecht in den Nadelwäldern des Landes heimisch. Aasgeier sind auf vielen Bergen wie z. B. der Bjelašnica beheimatet. Zu den wichtigsten Raubvögeln des Landes gehören die Steinadler sowie die
Falkenarten. Der Steinadler ist in Küstennähe und in den vielen vorkommenden Gebirgen beheimatet. Der Turmfalke ist in ganz Bosnien und Herzegowina beheimatet. Der Lannerfalke hat in der Herzegowina seine Heimat gefunden. Auch sind unzählige Insektenund Käfergattungen im Land vertreten. Das größte Tier des Landes ist der vom Aussterben bedrohte Braunbär, von dem rund 2800 Exemplare in Bosnien und Herzegowina leben.
Bevölkerung
Bevölkerungsmehrheiten in Bosnien und Herzegowina im Jahre 2005 Von den etwa 4,55 Mio. Einwohnern des Landes sind etwa 48 % Bosniaken, 37,1 % Serben und 14,3 % Kroaten. Minderheiten wie Roma und Juden stellen 0,6 %[3]. Die drei offiziellen Staatsvölker sprechen die eng miteinander verwandten Sprachen Bosnisch, Serbisch und Kroatisch. Je nach Sichtweise werden diese Sprachen auch zusammenfassend als Serbokroatisch bezeichnet. Die Staatsbürger der Republik Bosnien und Herzegowina werden oft als Bosnier bezeichnet. Damit sind Serben und Kroaten wie auch Bosniaken gemeint, die in Bosnien und Herzegowina beheimatet sind. Dagegen steht der Begriff Bosniaken ausschließlich für die Muslime.
Religion
Die Kaisermoschee in Sarajevo In Bosnien und Herzegowina gibt es seit Jahrhunderten ein Nebeneinander verschiedener Religionen und Glaubensrichtungen. Die meisten Einwohner werden formell einer der zwei großen monotheistischen Religionsgemeinschaften (Christentum und Islam) zugerechnet: bosniakische Muslime (ca. 43,7 %), serbisch-orthodoxe Christen (ca. 31,4 %) sowie mehrheitlich kroatische römischkatholische Christen (ca. 17,3 %). In Mostar hat sich während des Krieges eine kleine evangelische Gemeinde aus Serben, Kroaten und Bosniaken gebildet. Sie ist spirituell-charismatisch geprägt; die Gemeindearbeit ist ökumenisch ausgerichtet[4]. Die Gläubigen sonstiger Religionen stellen ca. 7,6 % der Gesamtbevölkerung des Landes. Im Jahr 2008 leben rund 1000 Juden in Bosnien und Herzegowina, etwa 900 Sephardim und 100 Aschkenasim. Die größte Gemeinde ist die von Sarajevo mit zirka 700 Mitgliedern.[5] Die genannten Zahlen geben keine Auskunft über den Anteil der Einwohner, die sich als nichtreligiös oder atheistisch bezeichnen würden. Schulwesen und Bildung Es besteht Schulpflicht bis zur neunten Schulklasse. Die Absolventen können sich im Anschluss daran für eine dreijährige Berufsausbildung oder für eine drei- bis vierjährige Sekundarschul-Ausbildung an Gymnasien, kirchlichen Schulen, Kunstschulen, technischen Schulen oder Lehrerbildungsinstituten entscheiden. Der Zugang zu den Universitäten steht nach Bestehen einer Aufnahmeprüfung den Absolventen einer Sekundarschule sowie – eingeschränkt – Absolventen von Berufsschulen offen. Die Zuständigkeit der Kantone (innerhalb der Föderation) und der Republika Srpska für die Kultur- und Bildungspolitik führt zu einem
zersplitterten Bildungssystem mit teilweise ethnozentrisch bestimmten Lehrplänen. In Gebieten mit ethnisch gemischter Bevölkerungsstruktur werden Schüler häufig nach Volksgruppen getrennt unterrichtet. Studienabschlüsse von Universitäten werden selbst innerhalb des Landes häufig nicht wechselseitig anerkannt.[6] Universitäten gibt es in Sarajevo, Ost-Sarajevo, Banja Luka, Mostar (die kroatisch dominierte Sveučilište Mostar und die bosniakisch dominierte Universität „Džemal Bijedić“), Tuzla, Zenica und Bihać. Siehe auch: Liste der Universitäten in Bosnien und Herzegowina Geschichte → Hauptartikel: Geschichte von Bosnien und Herzegowina
Die Lateinerbrücke, Ort des Attentats von Sarajevo 1914
Die Altstadt von Mostar Bosnien und Herzegowina besteht aus zwei historischen Regionen, die aber keine Beziehung zu der heutigen Einteilung in Entitäten haben: Bosnien und die Herzegowina. Der Landesname Bosnien leitet sich vom Fluss Bosna ab, der nahe der Hauptstadt Sarajevo entspringt. Der Name Herzegowina geht auf den Herrschertitel Herceg = Herzog (Hercegovina=Herzogsland) zurück. Der Berliner Kongress stellte 1878 die osmanischen Provinzen Bosnien, Herzegowina sowie den Sandschak von Novi Pazar unter österreichisch-ungarische Verwaltung. Die formale Annexion durch die Doppelmonarchie im Jahre 1908 löste die Bosnische Annexionskrise aus. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Land Bestandteil des Königreichs der Serben, Kroaten und
Slowenen. Das Attentat auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand 1914 in Sarajevo wird als ein wesentlicher Auslöser des Ersten Weltkrieges angesehen. Bosnien und Herzegowina erklärte am 2. März 1992 nach einem am 29. Februar 1992 und 1. März 1992 abgehaltenen Referendum seinen Austritt aus dem Staatsverband Jugoslawiens und ist seither eine unabhängige Republik. Die internationale Anerkennung erfolgte am 17. April 1992. Es folgten drei Jahre Krieg zwischen serbischen, kroatischen und bosnisch-muslimischen Einheiten. Am Ende des Bosnienkrieges stand der 1995 in Dayton (USA) paraphierte und in Paris am 14. Dezember unterzeichnete Dayton-Vertrag, der die föderale Republik Bosnien und Herzegowina schuf, die allerdings noch unter den Folgen des Krieges und den anhaltenden Auseinandersetzungen zwischen den Volks- und Religionsgruppen leidet (siehe Internationale Konflikte der Nachfolgestaaten Jugoslawiens). Politik Die Wahlen am 1. Oktober 2006 galten als zukunftsweisend, weil die internationale Gemeinschaft 2007 den Hohen Repräsentanten abziehen und Bosnien und Herzegowina in die volle Souveränität überführen wollte. Im Nachhinein wurde dieses Vorhaben um ein weiteres Jahr verschoben. In das Staatspräsidium wurden der Bosniake Haris Silajdžić von der Partei für Bosnien und Herzegowina (SBiH), der Serbe Nebojša Ranović vom Bund der Unabhängigen Sozialdemokraten (SNSD) und der Kroate Željko Komšić von den multi-ethnischen Sozialdemokraten gewählt. Komšić schlug in einem Kopf-an-KopfRennen seinen Kontrahenten von der nationalistischen Kroatischen Demokratischen Union in Bosnien und Herzegowina (HDZ BiH). Nationalistische kroatische Gruppen hatten daraufhin protestiert, Komšić könne nicht kroatische Interessen vertreten, da auch Mitglieder anderer Volksgruppen für ihn gestimmt hätten. Die bosnisch-serbische Partei Bund der Unabhängigen Sozialdemokraten hatte vor den Wahlen erneut ein Referendum für die Unabhängigkeit der Teilrepublik Srpska gefordert, falls die Forderungen nach einer stärkeren Zentralisierung nicht aufhörten. Silajdžić setzte sich für eine Verfassungsänderung ein, die ein Zusammenwachsen Bosniens in einen „funktionsfähigen“ Staat ermöglichen solle. Dies wird teilweise so interpretiert, dass er die Existenz der Entitäten infrage stellte. Im Januar 2008 bekräftigte der Vorsitzende des SNSD, Milorad Dodik, die Zugehörigkeit der Republika Srpska zum Gesamtstaat und seinen Willen, diesen aufrecht zu erhalten.
Ende Februar 2008 beschlossen EU-Vertreter gemeinsam mit Gesandten der USA und Russlands, den Hohen Repräsentanten auf unbestimmte Zeit im Land zu lassen. Am 16. Juni 2008 wurde das Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union abgeschlossen, das als wichtige Vorstufe für den angestrebten Beitritt zur EU gilt.[7] Die Unterzeichnung wurde von einer Polizeireform abhängig gemacht. Die Polizei beider Landesteile wurde aufgerufen intensiver miteinander zu kooperieren, insbesondere um weitere Kriegsverbrecher zu überführen. seit 2003 agiert die EUPM in Bosnien und Herzegowina. Primär ist sie für die Bekämpfung von organisiertem Verbrechen und für die Beratung hinsichtlich der Polizeireform zuständig. Eine EU-Vollmitgliedschaft wäre noch vor 2020 möglich, sofern Bosnien-Herzegowina kontinuierlich die wirtschaftliche Situation verbessert, demokratische Strukturen stärkt und ethnische [8] Spannungen abbaut. Vorsitzender des Ministerrats und damit Regierungschef ist seit Januar 2007 Nikola Špirić (SNSD). Siehe auch: Liste der Vorsitzenden des Staatspräsidiums von Bosnien und Herzegowina, Liste der politischen Parteien in Bosnien und Herzegowina Militär Bis Ende 2005 lag die Verteidigungspolitik bei den beiden Entitäten. Seit 2006 unterstehen die Streitkräfte der Staatspräsidentschaft und dem 2004 geschaffenen Verteidigungsministerium der Staatsebene. Die Truppen bestehen aus einer bosniakischen, einer serbischen und einer kroatischen Komponente. Die künftige gemeinsame Armee soll aus bis zu 10.000 aktiven Berufssoldaten und einer etwa halb so starken „aktiven Reserve“ bestehen. Die allgemeine Wehrpflicht wurde am 1. Januar 2006 aufgehoben. Angestrebt wird die Integration der Streitkräfte in europäische und euroatlantische Strukturen und die Beteiligung an UN-Einsätzen. 2006 trat Bosnien und Herzegowina der NATO-„Partnerschaft für den Frieden“ bei[9].
Verwaltung
Politische Gliederung von Bosnien und Herzegowina Die politische Gliederung des Staates ist komplex. Seit dem DaytonVertrag (auch bekannt als Dayton-Friedensabkommen) besteht Bosnien und Herzegowina aus zwei Entitäten: der Föderation Bosnien und Herzegowina (Federacija Bosne i Hercegovine, auch bekannt als Bosniakisch-Kroatische Föderation) und der Republika Srpska (Serbische Republik). Beide Entitäten verfügen jeweils über eine eigene Exekutive und Legislative. Der Distrikt um die nordbosnische Stadt Brčko untersteht als Kondominium beider Entitäten direkt dem Gesamtstaat. Die Föderation Bosnien und Herzegowina setzt sich aus zehn Kantonen zusammen, die über weitere eigene Zuständigkeiten verfügen. Der gesamtstaatlichen Ebene waren zunächst nur die Außenpolitik, die Geldpolitik sowie die Außenwirtschaftsbeziehungen zugeordnet. In den vergangenen Jahren wurden die Kompetenzen des Zentralstaats um weitere Aufgaben ergänzt (Verteidigung, Zoll und indirekte Besteuerung, Verfolgung und Aburteilung von Kriegsverbrechern und Bekämpfung der Schwerkriminalität).
Präsidentenpalast in Sarajevo Neben den Regierungen und Parlamenten der beiden Entitäten gibt es eine gemeinsame Regierung und ein gemeinsames Parlament
(Abgeordnetenhaus mit 42 Sitzen und Kammer der Völker mit 15 Sitzen) für den Gesamtstaat. Die drei Volksgruppen haben je einen Vertreter in einem dreiköpfigen Staatspräsidium. Die Bosniaken und Kroaten wählen ihre beiden Vertreter in der Föderation, die bosnischen Serben ihren in der Republika Srpska. Der Vorsitz des Staatspräsidiums wechselt alle acht Monate. Faktisch übt einen Teil der Staatsgewalt jedoch der Hohe Repräsentant als Vertreter der internationalen Gemeinschaft aus, was damit begründet wird, dass infolge des im Krieg entstandenen gegenseitigen Misstrauens unter den Verantwortlichen der Volksgruppen nach wie vor eine Blockadehaltung vorherrsche. Außerdem sind nach wie vor rund 2500 ausländische Soldaten im Rahmen der Operation EUFOR/Althea in Bosnien und Herzegowina stationiert. Siehe auch: • •
Liste der Kantone der Föderation Bosnien-Herzegowina Liste der Gemeinden von Bosnien und Herzegowina
Städte
Sarajevo
Banja Luka Große Landesteile sind nur dünn besiedelt. Vereinfacht dargestellt konzentriert sich der Großteil der Bevölkerung im Raum Sarajevo sowie in den Tälern der größeren Flüsse, v. a. der Bosna. Die größten Städte in Bosnien und Herzegowina sind:
Städte in Bosnien und Herzegowina (Einwohnerzahlen ohne Agglomeration) Name Einwohner Ran Verwaltungseinh lateinisc kyrillisc Zensu Zensu Schätzun g eit h h s 1981 s 1991 g 2005 319.01 416.49 1. Sarajevo Сарајево 297.523 Kanton Sarajevo 7 7 Banja Бања 123.93 143.07 2. 224.647 Republika Srpska Luka Лука 7 9 3. Tuzla Тузла 65.091 83.770 88.521 Kanton Tuzla Kanton Zenica4. Zenica Зеница 63.569 96.027 85.649 Doboj Kanton 5. Mostar Мостар 63.427 75.865 64.301 HerzegowinaNeretva Приједо 6. Prijedor 57.166 Republika Srpska р 7. Bihać Бихаћ 29.875 45.995 39.195 Kanton Una-Sana 8. Brčko Брчко 31.437 41.405 38.479 Distrikt Brčko Бијељин 9. Bijeljina 31.124 37.216 37.692 Republika Srpska а Siehe auch: •
Liste der Städte in Bosnien und Herzegowina
Wirtschaft
20-Feninga-Münzen. beschriftet.
Die
Münzen
sind
mit
Marka
und
Feninga
Im früheren Jugoslawien gehörte Bosnien und Herzegowina zu den wirtschaftlich schwächeren Regionen. Nach dem Ende des Bosnienkriegs kam es zunächst zu einem kontinuierlichen Wirtschaftswachstum. Die strikte Geldpolitik, die einen festen Wechselkurs der Konvertiblen Mark zum Euro beinhaltet, trug zur Stabilität der Währung bei. Das Bankwesen wurde reformiert, wobei ausländische Banken 85% der Banken kontrollieren. Die offiziell
angegebene Arbeitslosenrate liegt bei 40 Prozent, wobei diese Rate durch einen großen grauen Wirtschaftssektor reduziert wird. Die Einführung einer Mehrwertsteuer im Jahr 2006 hat die Staatseinnahmen erhöht.[10] Die Exporte sind noch wenig diversifiziert; Mineralien und Holz machen 50% aller Exporte aus. Das hohe Leistungsbilanzdefizit konnte bisher durch Transferleistungen von Bosniern, die im Ausland leben, ausgeglichen werden. Haupthandelspartner von Bosnien und Herzegowina ist die Europäische Union mit einem Anteil von etwa 50%. Österreich ist wertmäßig der größte ausländische Investor vor Slowenien. Als problematisch für die wirtschaftliche Entwicklung werden der große und ineffiziente öffentliche Sektor, bürokratische Hindernisse für Unternehmer und der fragmentierte Arbeitsmarkt, der die ethnische Teilung des Landes widerspiegelt, angesehen. [11] Auf dem Korruptionsindex 2007 von Transparency International lag Bosnien und Herzegowina auf Platz 84, gemeinsam mit Mazedonien und Montenegro[12]. Die globale Finanzkrise wirkt sich in einer starken Rezession aus. Sie betraf zunächst den Rückgang bei den Exporten und nachfolgend einen drastischen Einbruch auch bei der Inlandsnachfrage. Einige große Industriebetriebe mussten ihre Produktion vorläufig einstellen. Im ersten Quartal 2009 wurden aus der Föderation Rückgänge der Industrieproduktion um 10 Prozent gemeldet, während in der Republika Srpska noch ein Anstieg um 13 Prozent registriert wurde (begünstigt hauptsächlich durch die Inbetriebnahme eines großen erdölverarbeitenden Betriebes). Viele bedeutende industrielle Bereiche in beiden Entitäten berichteten über Rückgänge in der Größenordnung von 20 Prozent.[13] Siehe auch: Herzegowina
Liste
der
größten
Unternehmen
in
Bosnien
und
Währung Die Konvertible Mark (Abkürzung KM, im internationalen Zahlungsverkehr Abkürzung BAM (nach ISO 4217) ist seit 22. Juni 1998 in ganz Bosnien und Herzegowina gültiges Zahlungsmittel. Die KM steht im festen Verhältnis 1,95583:1 zum Euro, an den sie gebunden ist und entspricht somit dem Wert der früheren D-Mark. Häufig wird aber auch der Euro landesweit akzeptiert, in den kroatischen Kantonen auch die kroatische Kuna und in der Republika Srpska der serbische Dinar. Tourismus, Sehenswürdigkeiten
Herzegowinische Adria bei Neum Der Tourismus konnte sich auch kriegsbedingt nur langsam entwickeln, seit einigen Jahren kommen immer mehr Touristen nach Bosnien und Herzegowina – insbesondere nach Mostar und Sarajevo. Wichtige Ziele sind z. B. die Alte Brücke von Mostar, prächtige historische Kirchengebäude und Moscheen, die Wintersportgebiete rund um Sarajevo (Jahorina, Bjelašnica) und die Raftingangebote auf den Flüssen Neretva, Una und Drina. In Sarajevo verweisen die Fußabdrücke von Gavrilo Princip, Titos Statue und die Ruinen des letzten Krieges auf die Geschichte des Landes. In der Nähe von Mostar befindet sich die Pilgerstätte Međugorje. Beim Verlassen befestigter Wege ist die Gefahr von Landminen zu bedenken; im Jahr 2004 wurden 16 Menschen bei Minenunfällen getötet[14].
Infrastruktur und Verkehr
Die A1 Autobahn von Visoko Zurzeit ist mit der A1 von der Adria bis nach Budapest die erste Autobahn des Landes im Bau. Diese soll von Ploče in Kroatien über Mostar, Sarajevo, Zenica und Doboj in die ungarische Hauptstadt führen und einen Teil des europäischen Verkehrskorridors 5C bilden. Insgesamt wird diese Autobahn auf ca. 360 km durch Bosnien und Herzegowina führen und soll bis zum Jahr 2012 fertig sein. Des Weiteren wird zur Zeit auch eine Autobahn von Banja Luka über Gradiška nach Kroatien gebaut. Eisenbahn Die bosnisch-herzegowinische Bahn wurde durch den Krieg stark beeinträchtigt; seit einigen Jahren gibt es wieder eine Bahnverbindung von Zagreb nach Sarajevo. Es gibt zwei Bahngesellschaften: einerseits die Bahngesellschaft der Föderation Bosnien und Herzegowina (Željeznice Federacije Bosne i Hercegovine) und andererseits die der Republika Srpska (Željeznice Republike Srpske). Es gibt grundsätzlich drei Bahnstrecken: „Unska“, die im Unatal verlaufende Strecke zwischen Sisak und Split sowie deren Adriahafen, über Bosanski Novi, Bihać und Knin. Die zweite Strecke verbindet den Hafen in Ploče mit den Eisenbahnen in Ostkroatien, zwischen Slavonski Brod und Vinkovci, über Mostar, Sarajevo und Doboj verlaufend. Die dritte Strecke verbindet die vorhergehenden zwei mit Anfang in Bosanski Novi, über Banja Luka und Doboj, mit einem Ausläufer, der über Tuzla bis nach Brčko und Zvornik reicht, wo die Strecken an das Netz der kroatischen bzw. serbischen Bahnen anknüpfen. Daneben gibt es eine Reihe von Werks- und Minenbahnen, die zum Teil noch mit Dampf betrieben werden. Alle der noch von der k.u.k.-Monarchie errichteten Schmalspurstrecken („Bosnische Schmalspur“) wurden schon um 1970 aufgelassen und größtenteils abgebaut. Ausnahme ist die Werksbahn der Kohlenmine
Banovići – hier standen gelegentlichen Einsatz.
2006
noch
Dampflokomotiven
im
Im Jahr 2005 wurde ein Erneuerungsprogramm beschlossen. Unter anderem sollen spanische Talgo-Schnellzüge sowie eine größere Anzahl von Güterwaggons beschafft werden. Luftfahrt
Flughafen in Sarajevo Zurzeit gib es vier internationale Flughäfen, und zwar in Sarajevo, Mostar, Banja Luka und Tuzla. Das im Juni 2006 mit der Europäischen Union abgeschlossene Luftverkehrsabkommen soll zu mehr Wettbewerb führen und die derzeit noch sehr hohen Flugpreise senken. Kultur
Die Stari Most in Mostar, 1566 erbaut, 1993 zerstört, 2002–2004 wieder aufgebaut. Musik Ein typisch bosnischer Musikstil ist die Sevdalinka – bosnische Volksmusik, deren Charakter stark von osmanischen Einflüssen geprägt wurde. Die Volksmusik enthält darüber hinaus Merkmale der Musik der Sinti und Roma und anderer Volksgruppen. Bekannte Musiker aus Bosnien-Herzegowina sind neben Goran Bregović und
seiner ehemaligen Band Bijelo dugme die Sänger Zdravko Čolić und Dino Merlin sowie der Rapper Edo Maajka. Die Rock/Pop-Gruppen Zabranjeno Pušenje, Plavi orkestar, Indexi und Crvena jabuka gehörten neben Bijelo dugme zu den bekanntesten und beliebtesten Jugoslawiens. Das musikalische Zentrum dieser modernen bosnischen Musik war Sarajevo. Film In jüngster Vergangenheit haben bosnisch-herzegowische Filme einige Preise bekommen. Darunter waren Ničija Zemlja (deutsch Niemandsland, englisch No Man’s Land) aus dem Jahr 2001, der einen Golden Globe Award und einen Oscar erhielt, sowie der Film Grbavica, der auf der Berlinale 2006 einen Goldenen Bären bekam. Des Weiteren erntete der Film Welcome to Sarajevo mit Woody Harrelson großes Kritikerlob. Der Film befasst sich mit der Belagerung Sarajevos Anfang der 1990er Jahre. Der Regisseur Emir Kusturica (Schwarze Katze, weißer Kater; Das Leben ist ein Wunder) stammt aus Sarajevo. Das Sarajevo Film Festival ist jedes Jahr im August filmischer und kultureller Höhepunkt und zieht immer mehr Touristen aus dem Ausland an. Medien Die drei wichtigsten Tageszeitungen in Bosnien und Herzegowina sind Dnevni avaz (deutsch Tagesstimme) und Oslobođenje (deutsch: Befreiung), die beide in bosnischer Sprache in Sarajevo erscheinen, und Nezavisne Novine (dt. Die unabhängige Zeitung), die in Banja Luka in serbischer Sprache und lateinischer Schrift erscheint. Zudem gibt es eine Reihe von politischen Wochenzeitungen wie Slobodna Bosna (dt. Freies Bosnien) oder Dani (dt. Tage). Beliebt sind auch Zeitschriften, die über aktuelle Affären oder Stars der Volksmusik berichten, wie Express oder Svet (dt. Die Welt; eine gleichnamige und gleichformatige Zeitung erscheint auch in Serbien). Bosnien und Herzegowina hat ein dreigliedriges öffentliches Rundfunkund Fernsehsystem, mit einem nationalen Fernseh- und Radiosender (BHTV 1 bzw. BH Radio 1) und je einem Entitätssender, der RTVFBiH, FTV in der Föderation und der RTRS (kyrillisch: PTPC) in der Republika Srpska. Einige private Sender wie OBN oder NTV Hayat sind im ganzen Land zu empfangen. Sehr beliebt ist Kabelfernsehen, das Sender aus den Nachbarländern und dem deutschsprachigen Raum einspeist.
Sport In Sarajevo wurden 1984 die Olympischen Winterspiele ausgetragen. In Bosnien und Herzegowina sind Fußball und Basketball die beliebtesten Sportarten. Im Fußball hat sich das Land stetig weiterentwickelt und verbessert. Für die Fußball-Europameisterschaft 2004 hätte sich das Land beinahe qualifiziert, im letzten Spiel gegen Dänemark fehlte nur ein Sieg gegen den direkten Konkurrenten, aber schließlich ging das Spiel 1:1 aus, damit war Dänemark bei der Euro 2004. Mehr Erfolg kann die Nationalmannschaft im Basketball verbuchen. Sie hat sich für die letzten vier Europameisterschaften qualifizieren können. Bei den Paralympischen Spielen 2004 in Athen gewann die bosnischherzegowische Volleyballmannschaft die Goldmedaille. Essen und Trinken
Bosnischer Eintopf (Lonac)
Baklava Die bosnisch-herzegowinische Küche hat viele Spezialitäten zu bieten, z. B. Bosanski Lonac, Ćevapi, Lokum (Türkischer Honig), Pita (Pide) in allen Variationen von Gemüsearten. Daneben gibt es Sogan Dolma, Somun, Japrak, Baklava, Halva, Burek, Sarma und vieles mehr.
Bosnische-herzegowinische Gerichte sind stark von der Türkischen Küche beeinflusst. Feiertage und Feste Neben religiösen Feiertagen wie Weihnachten und Ostern (bei den Kroaten und Serben), und den islamischen Festen Ramazanski Bajram (am Ende des Ramadan) und Kurban Bajram (zur Zeit der Pilgerfahrt nach Mekka), gelten folgende Feiertage in Bosnien und Herzegowina: •
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Neujahr (Nova Godina): Der 1. und 2. Januar sind Nationalfeiertage, Silvester wird prächtig gefeiert und der 13. Januar (Serbisches Neujahr nach dem julianischen Kalender) Unabhängigkeitstag (Dan Nezavisnosti): 1. März – erinnert an den Abschluss des Referendums zur Unabhängigkeit am 29. Februar/1. März 1992 Tag der Arbeit (Prvi maj): Der 1. und 2. Mai sind nationale Feiertage, der Tag der Arbeit wird als Anlass für große öffentliche Feiern genutzt Nationalfeiertag (Dan Drzavnosti): 25. November – erinnert an die Ausrufung der Volksrepublik Bosnien und Herzegowina in Mrkonjić Grad am 25. November 1943
In der Republika Srpska werden der 1. März und der 25. November nicht gefeiert, dafür der 9. Januar als Tag der Republik (Dan Republike) sowie der 21. November (Tag des Dayton-Abkommens). Es ist geplant, ein einheitliches Feiertagsgesetz für ganz Bosnien und Herzegowina zu verabschieden[15]. Daneben gibt es in den verschiedenen, hauptsächlich von Kroaten bewohnten Gemeinden und Dörfern lokale Feiertage, die sich am christlichen Kalender orientieren (z. B. Namenstage Heiliger, „kleine Ostern“, etc.). Ein besonderer Feiertag ist der Namenstag des Schutzpatrons eines jeden Ortes. Neben einer sehr gut besuchten Messe und evtl. einer Prozession gibt es in den meisten Hän und auf Plätzen Feierlichkeiten, zu denen auch die Einwohner der Nachbarorte kommen.
ZAKLJUCAK
Literatur •
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Steven W. Sowards: Moderne Geschichte des Balkans. Der Balkan im Zeitalter des Nationalismus, BoD 2004, ISBN 3-83340977-0 Erich Rathfelder: Schnittpunkt Sarajevo. Bosnien und Herzegowina zehn Jahre nach Dayton: Muslime, Orthodoxe, Katholiken und Juden bauen einen gemeinsamen Staat. Berlin 2006. ISBN 3-89930-108-0
infoor http://www.bosnien-herzegowina.info/index.htm
Stand: Juli 2009 Ländername: Bosnien und Herzegowina / Bosna i Hercegovina (BiH) Klima: Kontinentalklima; zur Küste hin Mittelmeerklima Lage: Südosteuropäischer Staat mit den Nachbarn Serbien im Osten, Montenegro im Südosten und Kroatien im Norden, Süden und Westen; kurzer Adria-Küstenstreifen bei Neum (28 km) Fläche: 51.129 qkm Hauptstadt: Sarajewo (ca. 304.000 Einwohner Bevölkerung: ca. 3,8 Mio. Einwohner (Schätzung, letzter Zensus 1991), davon ca. 68% in der Entität "Föderation Bosnien undHerzegowina" und ca. 32% in der Entität "Republika Srpska". Landessprache: Bosnisch, Serbisch, Kroatisch, mit lateinischem (bosnisch/kroatisch) und kyrillischem Alphabet (serbisch) Religionen: Religionszugehörigkeit wird oft gleichgesetzt mit Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe, die sich tatsächlich über die Religion definiert. Dabei wird aber eine nicht unerhebliche Zahl von Atheisten/Nicht-Gläubigen außer acht gelassen. Zensus 1991: 44% Muslime (größtenteils Bosniake"), 31,5% Serbisch-Orthodoxe (größtenteils Serben), 17% Katholiken (größtenteils Kroaten). Die meisten jüngeren Schätzungen sehen die Bosniaken inzwischen bei gut 50%, die Serben bei ca. 35% und die Kroaten bei rund 10%; der Rest der Bevölkerung gehört einer der 17 offiziell anerkannten Minderheiten an, welche ebenfalls meist muslimischen, orthodoxen oder katholischen Glaubens sind. Nationalfeiertage: Neuregelung angestrebt; bisher: 1. März: "Unabhängigkeitstag" (Referendum 1992); 25. November „Tag der Staatlichkeit“, „Dan Drzavosti“ (Ausrufung der "Volksrepublik Bosnien und Herzegowina" in Mrkonjic Grad im Jahr 1943); 21. November (Paraphierung des Friedensabkommens v. Dayton); Kroatische Bosnier feiern zudem den kroatischen Nationalfeiertag am 25. Juni, die Republika Srpska den 9. Januar als „Tag der RS“ Unabhängigkeit: Ausrufung der Republik Bosnien und Herzegowina am 3.3.1992; Anerkennung durch EU und USA am 6./7.4.1992 Staats- und Regierungsform: Demokratischer Staat mit zwei starken konstitutiven Landesteilen (Entitäten): Föderation Bosnien und Herzegowina und Republika Srpska
Staatsoberhaupt: Staatspräsidium, bestehend aus jeweils einem Vertreter der kroatischen Bosnier, der Bosniaken sowie der serbischen Bosnier; der Vorsitz rotiert alle 8 Monate Regierungschef: Nikola Spiric (Vorsitzender des Ministerrates) Außenminister: Sven Alkalaj Parlament: Zweikammerparlament (Abgeordnetenhaus und Völkerkammer) Regierungsparteien: Partei der Demokratischen Aktion (SDA/Tihic) Unabhängige Sozialdemokraten (SNSD/Dodik) Kroatische Demokratische Gemeinschaft (HDZ-BiH/Covic) Kroatische Demokratische Gemeinschaft 1990 (HDZ 1990/Ljubic) Partei für Bosnien und Herzegowina (SBiH/Silajdzic) Opposition: Sozialdemokratische Partei Bosnien und Herzegowinas (SDP/Lagumdzija) Serbische Demokratische Partei (SDS/Bosic) Partei des Demokratischen Fortschritts (PDP/Ivanic) Demokratische Volksgemeinschaft (DNZ/Dolic) Demokratische Volkspartei (DNS/Pavic) Volkspartei für Wohlstand" (NSRZB/Ivankovic/Lijanovic) und Bosnische Patriotische Partei (BPS/Halilovic) Gewerkschaften: Bund unabhängiger Gewerkschaften, Einzelgewerkschaften Verwaltungsstruktur: Föderation Bosnien und Herzegowina: 10 Kantone (5 mehrheitlich bosniakisch, 3 mehrheitlich kroatisch, 2 gemischt), Regierungssitz: Sarajewo Republika Srpska Regierungssitz Banja Luka Sonderbezirk Brcko: als Kondominium beiden Entitäten zugehörig Mitgliedschaft in internationalen Organisationen und Fonds: Vereinte Nationen, Weltbank, IWF, CEI (Central European Initiative), OSZE, WIPO, WHO, UNIDO, UPU, ICAO, UNESCO, IMO, WTO, IFAD, FAO, ITU, WMO, IAEA, ILO, WFP, UNEP, UNICEF, UNDP, RCC (Regionaler Kooperationsrat), Europarat, CEFTA. Wichtigste Medien: Tageszeitungen: Dnevni Avaz (Nähe SDA/SBiH), Oslobodjenje (unabhängig), Nezavisne Novine (Banja Luka, Nähe SNSD), SAN, Dnevni List (Mostar, Nähe HDZ), Glas Srpske Fernsehen: Öffentlicher Rundfunk: gesamtstaatlich: BHT, in den Entitäten: FTV, RTRS, TVSA Privatfernsehen: OBN , TV-Studio 99, Hayat TV, PINK TV, ATV., TV Alfa Agenturen: SRNA , ONASA, FENA Bruttoinlandsprodukt: 11,6 Mrd. Euro (2008)
Pro-Kopf-Einkommen: ca. 3.043 Euro (2008)
Politische Beziehungen Deutschland hat mit Bosnien und Herzegowina Mitte 1994 diplomatische Beziehungen aufgenommen. Seither haben sich die bilateralen Beziehungen stetig positiv entwickelt: So war Deutschland – auch durch sein Engagement in der Kontaktgruppe – an den Friedensbemühungen und am Zustandekommen des Dayton-Abkommens intensiv beteiligt. Nach Abschluss des Abkommens blieb Deutschland engagiert, so etwa im Lenkungsausschuss des Dayton-Friedensimplementierungsrats (PIC), bei Geberkonferenzen und im Rahmen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit, durch große deutsche Kontingente bei der EU-Militärmission EUFOR sowie der Polizeimission der EU (EUPM). Zudem hat Deutschland zahlreiche Projekte im Rahmen des Stabilitätspakts Südosteuropa in Bosnien und Herzegowina unterstützt. Heute ist Deutschland einer der wichtigsten außenpolitischen Partner von Bosnien und Herzegowina. Seit dem 1. November 2008 ist mit Stefan Feller ein Deutscher der Leiter der EUPolizeimission EUPM. Derzeit sind noch rund 130 deutsche Soldaten im Rahmen der EU-Militäroperation EUFOR ALTHEA im Land stationiert. Bosnien und Herzegowina wiederum sieht in Deutschland einen seiner wichtigsten Fürsprecher in Europa sowie Unterstützer im lokalen Reformprozess und bei der Annäherung des Landes an die Europäische Union. Zum Seitenanfang
Wirtschaftsbeziehungen Bereits in der Zeit des früheren Jugoslawien gab es Gemeinschaftsunternehmen und Kooperationsbeziehungen (Automobilindustrie, Metallverarbeitung, Textilindustrie/Lohnveredelung, Stahl und chemische Industrie) mit Deutschland. Nach dem Krieg hat Deutschland eine Vorreiterrolle übernommen bei Investitionen in der produzierenden Industrie von Bosnien und Herzegowina, die sich in der Übergangsphase von einer staatlich gelenkten Wirtschaft zu einer Marktwirtschaft befindet. Diese Investitionen konzentrieren sich vor allem auf die Bereiche Fahrzeugmontage und – zulieferindustrie, Bauindustrie/Zement, Rohstoffverarbeitung/Aluminium, regionale Milchwirtschaft sowie Bankwesen. Der Warenaustausch zwischen Deutschland und Bosnien und Herzegowina ist in den letzten Jahren stark gestiegen, Deutschland ist für Bosnien und Herzegowina einer der drei wichtigsten Handelspartner. Ein bilateraler Investitionsförderungs- und -schutzvertrag ist am 11. November 2007 in Kraft getreten. Es gilt weiterhin das Doppelbesteuerungsabkommen aus dem Jahr 1988.
Deutsche Unternehmen investieren seit vielen Jahren in Bosnien und Herzegowina. Im Sommer 2007 wurde ein deutsch-bosnisch-herzegowinischer Wirtschaftsverein gegründet, der zwischenzeitlich rund 60 Mitglieder zählt. Kulturelle Beziehungen Rahmenbedingungen: Die kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und Bosnien und Herzegowina sind aufgrund der geographischen Nähe vergleichsweise eng. Die Erfahrungen der Gastarbeiter aus dem ehemaligen Jugoslawien und der ca. 300.000 zurückgekehrten Bürgerkriegsflüchtlinge stellen dabei einen wichtigen Anknüpfungspunkt dar und haben zur Festigung des positiven Deutschlandbilds beigetragen. Das Interesse an deutscher Sprache und Kultur ist dementsprechend groß. Zur Förderung der Zusammenarbeit wurde ein von der deutschen Regierung vorgeschlagenes Kulturabkommen zwischen beiden Staaten unterzeichnet, das am 4. Januar 2006 in Kraft trat. Wissenschaft und Hochschulen: Es gibt zwei Lektoren des DAAD in Sarajewo und Banja Luka. Seit 2004 arbeitet zudem ein Lektor bzw. eine Lektorin der Robert-Bosch-Stiftung an der Dzemal-Bijedzic-Universität in Mostar. Hinzu kommen mehrere Gastdozenten aus Deutschland. Der Hochschulrektorenkonferenz sind derzeit 14 Partnerschaften deutscher Hochschulen mit Einrichtungen in Bosnien und Herzegowina bekannt. Goethe-Institut: Das Goethe-Institut in Sarajewo ist landesweit aktiv. Seine Räumlichkeiten umfassen auch eine Infothek sowie einen Info-Punkt der Deutschen Welle. Derzeit werden jährlich über 2.500 Unterrichtseinheiten angeboten. Außerhalb Sarajewos unterhält das Goethe-Institut diverse Kooperationen mit lokalen Partnern sowie Lehrmitttelzentren in Banja Luka, Mostar, Bihać und Tuzla. Deutsche Schulen und deutsche Sprache: Im Rahmen des Lehrerentsendeprogramms sind ein Fachberater und vier Programmlehrkräfte der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) in Sarajewo (2), Banja Luka sowie Mostar tätig. Sie nehmen eine Schlüsselrolle bei der Förderung des Deutschen als Fremdsprache an Schulen ein. Sieben Schulen in Bosnien und Herzegowina wurden im Herbst 2008 als Partnerschulen des Goethe-Instituts im Rahmen der Initiative „Schulen – Partner der Zukunft“ (PASCH) ausgewählt, daneben gibt es neun Partnerschulen, an denen das Deutsche Sprachdiplom erworben werden kann. In Sarajewo, Mostar und Banja Luka existieren zudem anerkannte Prüfungszentren für das Deutsche Sprachdiplom (DSD). Die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen setzt sich für eine quantitative und qualitative Ausdehnung des Deutschunterrichts an Schulen sowie für die Vermittlung von Schulpartnerschaften ein. Seit dem Schuljahr 2003/2004 wird das Unterrichtsfach Deutsch in vielen Schulen nur noch als zweite Fremdsprache gelehrt und dies häufig mit
lediglich zwei Wochenstunden, was den Erwerb eines Deutschen Sprachdiploms erschwert. Der Pädagogische Austauschdienst (PAD) vergibt Stipendien zur Fortbildung in Deutschland. Politische Stiftungen: Die Konrad-Adenauer-, die Friedrich-Ebert- und die Heinrich-BöllStiftung unterhalten in Sarajewo eigene Büros, die Friedrich-Naumann Stiftung unterhält ebenfalls eine kleine Präsenz. Ihrem allgemeinen Auftrag entsprechend betätigen sich die politischen Stiftungen bei einer Vielzahl von Projekten, auch im Bereich der politischen Erwachsenenbildung. Zum Seitenanfang
Medien Die Deutsche Welle hat Rebroadcastingverträge mit 37 Fernsehstationen sowie fünf Kabelnetzbetreibern in Bosnien und Herzegowina abgeschlossen. 66 Radiostationen strahlen Deutsche Welle-Programme in bosnischer, kroatischer und serbischer Sprache aus. “Radio Kometa“ in Ost-Sarajewo sendet über 4 Transmitter im Raum zwischen Sarajewo und Visegrad am Vormittag und frühen Nachmittag ein Programmformat „Metropolenradio“ in den Sprachen des Landes (einschließlich Romani) sowie deutsch und englisch aus.
Hinweis Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Er wird regelmäßig aktualisiert. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden.
Bosnien und Herzegowina Kultur- und Bildungspolitik Stand: Juli 2009 In Bosnien und Herzegowina fällt die Kultur- und Bildungspolitik gemäß Verfassung in die Zuständigkeit der beiden Landesteile (Entitäten) Föderation Bosnien und Herzegowina sowie Republika Srpska. Innerhalb der Föderation Bosnien und Herzegowina liegt die Hauptverantwortung für beide Bereiche bei den 10 Kantonen. Es besteht Schulpflicht bis zur neunten Schulklasse. Nach Abschluss der obligatorischen Primärschule können die Absolventen ihren Bildungsweg entweder für drei bis vier Jahre in Sekundarschulen fortsetzen (Gymnasien, kirchliche Schulen, Kunstschulen, technische Schulen, Lehrerbildungsinstitute) oder sich für eine dreijährige Berufsausbildung entscheiden. Der Zugang zu Universitäten steht allen Absolventen einer Sekundarschule sowie – mit Einschränkungen – Absolventen von Berufsschulen offen und orientiert sich an den Ergebnissen einer Aufnahmeprüfung. Bildungspolitik ist in Bosnien und Herzegowina häufig ein Spielfeld ethnozentrierter Politik. Lehrpläne und Standards sind nicht harmonisiert, wodurch auch die Mobilität von Schülern und Studenten stark eingeschränkt wird. So findet der Geschichtsunterricht je nach ethnischer Prägung der Region häufig mit einer dementsprechenden nationalistischen Ausprägung statt; auch werden gebietsweise Geschichtsbücher aus Nachbarstaaten verwendet. In Gebieten Zentralbosniens und der Herzegowina mit gemischter Bevölkerungsstruktur gibt es rund 50 Schulen, an denen Schüler unterschiedlicher Volksgruppen-Zugehörigkeit getrennt, von verschiedenen Lehrern, nach unterschiedlichen Lehrplänen und häufig auch zu verschiedenen Zeiten in denselben Schulgebäuden unterrichtet werden („zwei Schulen unter einem Dach“). Universitäten erkennen selbst die an anderen Universitäten innerhalb des Landes erworbenen Studienabschlüsse häufig nicht an. Bei ethnisch unterschiedlich geprägten Universitäten kann sogar grundsätzlich von einer gegenseitigen Nichtanerkennung ausgegangen werden. Das Hochschulsystem befindet sich in einem grundlegenden Reformprozess. Die Bologna-Deklaration wurde 2003 und die Lissabon-Deklaration 2004 unterzeichnet. Auf Gesamtstaatsebene wurde 2007 ein Hochschulgesetz im Abgeordnetenhaus verabschiedet, ebenso ein Gesetz über die Erwachsenenbildung. Die Implementierung beider Gesetze erfolgt jedoch nur sehr schwerfällig.
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Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
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1 Antike o 1.1 Die Illyrer o 1.2 Die Römer o 1.3 Völkerwanderungszeit 2 Mittelalter o 2.1 Die slawische Besiedlung Dalmatiens und Pannoniens o 2.2 Frühmittelalterliche serbische und kroatische Fürstentümer o 2.3 Das bosnische Fürstentum zwischen Ungarn und Serbien o 2.4 Die Blüte des bosnischen Fürstentums und Königreichs im 14. Jahrhundert o 2.5 Die letzten Jahrzehnte des bosnischen Königtums 3 Osmanische Herrschaft 4 Österreichisch-ungarische Zeit 5 1918-1941 6 Bosnien-Herzegowina während des Zweiten Weltkrieges 7 Bosnien-Herzegowina im sozialistischen Jugoslawien o 7.1 Religionspolitik o 7.2 Auseinandersetzung um Muslime als Volksgruppe o 7.3 Wirtschaftliche Entwicklung o 7.4 1989-1991 8 Krieg in Bosnien-Herzegowina 1992 bis 1995 9 Siehe auch 10 Einzelnachweise 11 Literatur
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12 Weblinks
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Antike [Bearbeiten] Die Illyrer [Bearbeiten]
Die Illyrer waren die frühesten Bewohner des Gebiets des heutigen Bosnien und Herzegowina, über die historische Informationen vorliegen. Sie besiedelten die westliche Hälfte der Balkanhalbinsel und damit auch Bosnien in der Bronzezeit (um 1200 - 1100 v. Chr.). Archäologische Forschungen haben gezeigt, dass die Stämme vor allem Viehzucht und weniger Ackerbau betrieben. Auch Bergbau (Silber) wurde in Bosnien schon von den Illyrern betrieben. Aus der schriftlichen Überlieferung der Griechen seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. sind nur wenige Stämme des Binnenlandes namentlich bekannt. Das Gebiet der an der Küste beheimateten Liburner und Delmaten reichte im Landesinneren aber vermutlich bis in das bosnische Bergland. Westlich der Skordisker siedelten an der Save die illyrischen Breuker und in Mittelbosnien die Daesitaten. Nur diese beiden binnenländischen Stämme sind schriftlich belegt. Illyrische Siedlungen und Gräberfelder haben Archäologen aber in allen Teilen Bosniens entdeckt. Es scheint, dass im 4. und 3. Jahrhundert v. Chr. der keltische Einfluss in der Region zurückging, denn die Funde aus dieser Zeit (Schmuck, Waffen und Keramik) gehören vornehmlich zum illyrischen Formenkreis. Daneben nehmen griechische Importe zu. Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. gelangte die illyrische Küste der Adria ins Blickfeld der Römer. Nach den römisch-illyrischen Kriegen (229-219 v. Chr.) stand die Küste unter dem Protektorat der römischen Republik, während die Völker im Binnenland ihre Freiheit behielten.
Die Römer [Bearbeiten]
Südosteuropa zur Römerzeit
Unter Kaiser Augustus wurden die illyrischen Gebiete 12 - 9 v. Chr. in das Römische Reich eingegliedert und die Grenze des Imperiums schließlich bis an die Donau vorverlegt. Zunächst waren die neuen Territorien in einem einzigen Verwaltungsbezirk Illyricum zusammengefasst. Die Organisation einer umfassenden Provinzialverwaltung erfolgte noch nicht. Im Jahr 6 n. Chr. kam es zu einem letzten großen illyrischen Aufstand gegen die Römerherrschaft und das Imperium verlor vorübergehend die Kontrolle über das Landesinnere (in etwa Bosnien und Slawonien), weil zur selben Zeit die Auseinandersetzungen mit den Germanen am Rhein eskalierten. Der spätere Kaiser Tiberius konnte die Breuker, Daesitatenden und ihre Verbündeten 9 n. Chr. an der Save endgültig schlagen. Danach wurden die Provinzen Dalmatia und Pannonia geschaffen, die beide jeweils auch einen Teil des heutigen Bosnien umfassten. Zur Provinz Pannonia gehörten die nördlichen Gebiete an der Save, zu Dalmatia der größere Teil des Landes inklusive der Herzegowina. Seitdem unterstanden alle illyrischen Gebiete römischer Herrschaft, und in der Folgezeit entstand ein Netz von römischen Straßen und Siedlungen, darunter einigen wohlhabenden Handelsstädten. Militärposten wurden nur im Norden an der Save zum Schutz der Reichsgrenze errichtet. In Dalmatia waren keine Truppen stationiert, denn die Provinz galt als befriedet und sicher. In Ostbosnien wurden bereits damals Gold, Silber und Blei abgebaut. Von der römischen Präsenz zeugen heute noch viele Ausgrabungsfunde und Befestigungsanlagen. Letztere wurden seit dem 3. Jahrhundert angelegt, als die Bedrohung durch die Völkerwanderung zunahm. Römische Städte auf bosnischem Gebiet waren in Dalmatia: die Kolonien Delminum (Duvno) (vorher Hauptort der Delmaten) und Bistue Nova (Vitez), ferner die alten Siedlungen Argentaria (Srebrenica), Ad Salinas (Tuzla), Bigeste (Ljubuški) und Raetinum. Für den pannonischen Teil ist Servitium[1](Gradiška) an der Save zu nennen. Das von den Römern im bosnischen Raum angelegte Straßennetz diente vor allem der schnellen Verlegung von Truppen vom Adriahafen Salona (Solin) an die pannonische Grenze. Strahlenförmig führten mehrere Routen von Salona Richtung Norden: die kürzeste Verbindung ging durch Mittelbosnien nach Servitium, eine weitere Straße führte weiter westlich über Raetinum an die Save, zwei Routen verliefen in nordöstlicher Richtung nach Sirmium und weiter nach Mösien. Dabei hatte die später so genannte Via Argentaria (Silberstraße) auch wirtschaftliche Bedeutung, weil sie die Verbindung der Bergbauregion um Srebrenica mit der Küste herstellte. Dalmatia gehörte zu den südosteuropäischen Provinzen, in denen sich das Lateinische als wichtigste Sprache schnell durchsetzte. Das Griechische spielte nur in den Küstenstädten an der Adria eine Rolle. Bei der Neueinteilung der Provinzen unter Kaiser Diokletian wurde Pannonien geteilt. Die späteren bosnischen Gebiete wurden dabei Pannonia Savia zugeteilt, deren Hauptstadt Siscia (Sisak) war. Das Christentum fand frühzeitig Eingang in Dalmatia und Pannonia. Bereits im 3. Jahrhundert sind in diesen Regionen Märtyrer der Christenverfolgungen bezeugt. Wann
sich die neue Religion aber im Inneren Bosniens durchsetzen konnte, ist weitgehend unbekannt. Es wird vermutet, dass Delminum (Duvno) bereits im 4. Jahrhundert Bischofssitz gewesen ist. Vermutlich ist dieses frühe Bistum in den Wirren der Völkerwanderung untergegangen. Schon in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts erfolgte aber die Neugründung. Ein wichtiges Zentrum des frühen Christentums war das pannonische Sirmium, dessen Erzbischof im 4. Jahrhundert wohl auch Gebiete im nördlichen Bosnien unterstanden.
Völkerwanderungszeit [Bearbeiten] Im Jahr 376 überschritten die Westgoten die Donaugrenze. Nach einem fehlgeschlagenen Versuch Kaiser Valens' sie in Thrakien als Föderaten anzusiedeln, kam es 378 zur Schlacht von Adrianopel, in der die Goten siegten und das römische Heer auf dem Balkan völlig aufrieben. In den folgenden zwei Jahrzehnten blieben die Westgoten ein ständiger Unsicherheitsfaktor in den Balkanprovinzen. Nachdem sie Griechenland verwüstet hatten, zogen die Goten 401 nordwärts und verheerten auf ihrem Weg nach Italien auch die Provinz Dalmatia. Nach einigen Jahrzehnten verhältnismäßiger Ruhe fielen die Hunnen unter Attila zwischen 441 und 447 in die römischen Balkanprovinzen ein. In den sechziger Jahren des 5. Jahrhunderts konnte der spätere Kaiser Zenon als Feldherr Leos I. die Vandalen, Hunnen und Gepiden aus den Gebieten südlich der Donau vertreiben. Nach dem Ende des weströmischen Reiches (476) hatte es Zenon, der nunmehr Kaiser war, auf dem Balkan noch mit den Ostgoten unter Theoderich zu tun. Es gelang ihm 488, Theoderich gegen Odoaker, den Herrscher Italiens, zu lenken. Die Verlagerung der ostgotischen Hauptmacht nach Italien bildete die Voraussetzung dafür, dass Kaiser Justinian I. das Gebiet des späteren Bosniens, das bei der Reichsteilung von 395 an Westrom gefallen war, unter byzantinische Herrschaft bringen konnte. Allerdings dauerten die Auseinandersetzungen mit den Ostgoten in Dalmatia noch bis in die 520er Jahre an. Unter Justinian verlief die Nordgrenze des Römischen Reiches durch Bosnien. Nördlich davon hielten sich in dieser Zeit die Langobarden und Gepiden auf, und ab 555 tauchte als neue Bedrohung das Steppenvolk der Awaren in der pannonischen Ebene auf. Ein Teil der Awaren wurden 558 als Föderaten auf dem Reichsboden angesiedelt. Dies ebnete ihnen und den unter ihrer Oberherrschaft stehenden slawischen Stämmen den Weg auf den Balkan.
Mittelalter [Bearbeiten] Die slawische Besiedlung Dalmatiens und Pannoniens [Bearbeiten] Der genaue Verlauf der slawischen Landnahme auf dem Balkan seit dem letzten Drittel des 6. Jahrhunderts lässt sich im Detail nicht rekonstruieren. Fest steht, dass sie sich unter der Oberherrschaft der weit weniger zahlreichen Awaren vollzog und ungefähr mit dem Tod Justinians I. 565 begann, als sich abzeichnete, dass die Restauratio imperii gescheitert war.
Um 620 waren die Slawen vermutlich in den größten Teil Bosniens vorgedrungen. In diese Zeit zu Anfang des 7. Jahrhunderts werden die ältesten slawischen Siedlungsfunde in Bosnien-Herzegowina datiert. Nur an der dalmatinischen Küste und auf den vorgelagerten Inseln konnten sich einige befestigte römische Städte halten. Die kroatische Forschung geht davon aus, dass in einer zweiten Welle der slawischen Einwanderung die Kroaten als eigenständige Volksgruppe nach Kroatien vordrangen. Dies lässt sich aber weder durch schriftliche noch durch archäologische Quellen mit Sicherheit belegen. Nach einer viel späteren Beschreibung in De istrando imperio von Konstantin VII. Porphyrogennetos (10. Jahrhundert), sollen die Kroaten von Kaiser Herakleios in ihre späteren Siedlungsgebiete gerufen worden sein. Die Slawen waren in Großfamilien, Sippen und Stämmen (Plemena) organisiert. Oberhaupt eines Stammes war der Župan. Die soziale Differenzierung nahm in der neuen Heimat bald zu und mit der Zeit bildete sich der Adel heraus. Damit zusammenhängend waren aber die Besitzungen der meisten Adligen sehr klein und viele von ihnen hatten so wenige Knechte, dass sie sich selbst an der Feldarbeit beteiligen mussten. Dieser Kleinadel hat die Geschichte Bosniens bis zur osmanischen Eroberung entscheidend mitgeprägt. Bereits im 7. Jahrhundert begann die Christianisierung der slawisch/illyrischen Bevölkerung Bosniens. Neben den Bischofssitzen an der dalmatinischen Küste als Missionszentren gab es in der Herzegowina das bereits erwähnte Bistum Duvno. Im 7. Jahrhundert soll noch ein weiteres Bistum in Mittelbosnien errichtet worden sein. Ebenso wurden die in Bosnien lebenden Slawen etwas später von Süden und Südosten her von Slawenaposteln christianisiert. Im 8. und 9. Jahrhundert lebten die slawischen Stämme in Bosnien an den Rändern der großen Reiche jener Zeit. Neben Byzanz trat das Bulgarenreich als neue Großmacht auf dem Balkan hinzu. Zeitweise reichte der bulgarische Einfluss bis nach Bosnien hinein.
Frühmittelalterliche serbische und kroatische Fürstentümer [Bearbeiten] So bildeten sich im 9. Jahrhundert die ersten kroatischen und serbischen Fürstentümer, die jeweils auch Teile Bosniens einschlossen. Unter dem ersten kroatischen König Tomislav (910-928) gehörte mutmaßlich ein Teil zu Kroatien, während ein Teil im Osten unter bulgarischer Herrschaft stand und andere Teile unter serbischer Herrschaft. Allerdings war das kroatische Königreich kein straff organisierter Staat, wie das Byzantinische Reich, in dessen Abhängigkeit sich Kroatien zeitweise befand. Unter der Anerkennung der Oberherrschaft des Königs waren die einzelnen Stämme und ihre Župane weitgehend selbstständig. Nach dem Tod Tomislavs gingen die wenigen bosnischen Gebiete verloren. Der größte Teil Bosniens wurde vom erstarkten serbischen Fürstentum Raszien eingenommen, das wiederum selbst die Oberherrschaft des byzantinischen Kaiserreichs anerkannte. Aus dieser Zeit stammt die erste überlieferte Erwähnung Bosniens als einer gesonderten Landschaft. Jedoch meinte man damit nur ein kleines Gebiet am Oberlauf des namensgebenden Flusses Bosna.
Kaiser Basileios II. (985-1025) konnte den direkten Einfluss von Byzanz noch einmal bis an die Donau (Sirmium) und nach Bosnien hinein ausdehnen. Bald danach verloren die Byzantiner aber endgültig die Kontrolle über die weit im Nordwesten gelegenen Gebiete. In dieser Zeit entstand das serbische Fürstentum Doclea, zu dem ebenso wie zum benachbarten Fürstentum Hum (Zahumlije) auch Teile der Herzegowina gehörten. Nach 1080 waren Mittel- und Ostbosnien unter König Konstantin Bodin wiederum Teil des serbischen Raszien. Vgl. dazu auch Geschichte Kroatiens und Geschichte Serbiens
Das bosnische Fürstentum zwischen Ungarn und Serbien [Bearbeiten] Auch nachdem Kroatien 1102 durch Personalunion an die Könige von Ungarn gekommen war, blieb Bosnien ein umstrittenes Land. Weder die Kroaten und Ungarn noch die Serben konnten ihre Herrschaft dort stabilisieren. Im 12. Jahrhundert entstand in diesem Machtvakuum ein mehr oder weniger eigenständiges Fürstentum, dessen Bane aber nominell Vasallen der Stephanskrone oder des Kaisers in Konstantinopel waren. Seit 1137 führte König Bela II. von Ungarn auch den Titel rex Ramae und beanspruchte damit auch die Herrschaft über Rama, eine Landschaft in der nördlichen Herzegowina und dem östlich angrenzenden Serbien. Beginnend mit der Herrschaft des aus Slawonien stammenden Bans Borić seit 1154 war Bosnien ein halbautonomes Fürstentum. Borić verlor die Herrschaft, weil er sich in den ungarischen Thronstreitigkeiten auf Seiten der Verlierer engagiert hatte. Er war ein Vorfahr der Familie Kotromanić, die im 14. Jahrhundert ein unabhängiges Königreich Bosnien errichtete. Bane im mittelalterlichen Bosnien Borić 1154-1163 Kulin 1180-1204 Stefan Kulinić 1204-1232 Matej Ninoslav 1232-1250 Prijezda I. 1250-1287 Prijezda II. 1287-1290 Kotroman 1287/90-1299/1314 Pavao Šubić Bribirski & Mladen Šubić 1299-1322 (kontrollierten das Banat von Bosnien, hatten aber den Titel nicht)
Stjepan II. Kotromanić 1314-1353 Nach einem Sieg über die Ungarn konnte Kaiser Manuel I. 1166 die byzantinische Oberhoheit über Bosnien für einige Zeit wiederherstellen. In jener Zeit stieg Ban Kulin
zum Herrscher Bosniens (1180–1204) auf. Bald schüttelte er die byzantinische Oberhoheit ab und verbündete sich 1183 mit den Ungarn und den Serben unter Stefan Nemanja gegen die Byzantiner. Die Herrschaft Ban Kulins gilt als goldenes Zeitalter Bosniens, denn nach dem Krieg gegen Byzanz konnte der Fürst den Frieden für das Land bewahren, was auch zu wirtschaftlicher Prosperität führte. Der Ban schloss Handelsverträge mit den Republiken von Venedig und Ragusa ab, die vor allem an den Erzeugnissen des bosnischen Bergbaus interessiert waren. Ban Kulin verfasste 1189 das erste überlieferte Dokument in der bosnischen Variante der kyrillischen Schrift, in dem er seinen Staat beschrieb und dessen Bewohner zum ersten Mal als Bosnier (Bošnjani) bezeichnete. Während Kulins Herrschaft entwickelte sich die Bosnische Kirche zu einer unabhängigen Religionsgemeinschaft. Sowohl die Orthodoxen als auch die Katholiken betrachteten die Bosnische Kirche als häretisch. Es ist bis heute unklar, welche Verbindungen zwischen der bosnischen Kirche und den Bogomilen bestanden. Als Fürst Vukan von Dioklea die Bosnier beim Papst als Häretiker anschwärzte, gelang es Kulin jedenfalls, die ausgesandten päpstlichen Emissäre zu überzeugen, dass er ein treuer Katholik sei. Wie auch immer, die Bosnische Kirche führte ein Eigenleben und weder der Papst noch die Orthodoxie konnten Einfluss über sie geltend machen. Kulins Sohn und Nachfolger Stefan nahm jedoch zu wenig Rücksicht auf die Besonderheiten der Bosnischen Kirche; er wollte sie wieder zum Katholizismus zurückführen, was 1232 zu einer erfolgreichen Revolte gegen ihn führte. Er wurde durch den einheimischen Adeligen Matej Ninoslav (1232–1250) ersetzt. Dessen Verwandter Prijezda, führte die katholische Opposition an. Auch der ungarische König Andreas II. griff in den innerbosnischen Machtkampf ein, indem er eine eigene Partei aufzubauen suchte. 1234 vergab er den Titel des Bans von Bosnien an Herzog Koloman. Daneben versuchte auch Sibislav, Graf von Usora, aus der Familie Kulins Bosnien in seine Gewalt zu bringen. Papst Gregor IX. war mit den Ungarn verbündet, die somit die katholische Partei im bosnischen Machtkampf bildeten. Er ersetzte 1235 den häretischen bosnischen Bischof durch Johann, ein Mitglied des Dominikanerordens und erkannte Koloman als legitimen Ban von Bosnien an. Johann und Koloman führten fünf Jahre lang einen als Kreuzzug bezeichneten Krieg gegen Ban Matej, um das Land unter ihre Kontrolle zu bekommen. Auch Graf Sibislav ging in dieser Zeit zur ungarisch-päpstlichen Partei über. Einziger Verbündeter Ban Matejs war die Republik Ragusa (Urkunde v. 22. Mai 1240), die zwar nicht gegen die Katholiken kämpfte, dem Ban aber Rückendeckung gegen den serbischen König Stefan Vladislav gab, der nur auf einen günstigen Augenblick wartete, um sich bosnische Gebiete aneignen zu können. Koloman trat den Titel des Bans von Bosnien vermutlich 1238 an Prijezda ab, der etwa drei Jahre im Land regieren konnte. Der Einfall der Mongolen nach Ungarn und Dalmatien 1241 bzw. 1242 veränderte das Kräfteverhältnis in der Region. Kolomans Truppen wurden in Ungarn gebraucht und daher konnte Matej Ninoslav sich wieder in den Besitz Bosniens setzen; Prijezda ging ins ungarische Exil. Im März 1244 erneuerte
Matej das Bündnis mit Ragusa. So gestärkt konnte er sich in Dalmatien in die Streitigkeiten der Städte Traù und Spalato einmischen. Damit stieß er in das Einflussgebiet des ungarischen Königs an der Adriaküste vor, weshalb Bela IV. erneut Truppen gegen Bosnien entsandte, aber bald Frieden schloss, wodurch Kreuzzugspläne des Papstes und der ungarischen Bischöfe nicht mehr verwirklicht werden konnten. Nach dem Tod Matejs (1250) konnte der ungarische König seinen Parteigänger Prijezda I. als neuen Ban in Bosnien installieren, während der Sohn des Vorgängers leer ausging. Prijezda ging gegen die Bogumilen vor und versuchte die Bosnische Kirche dem Papst zu unterstellen. Einen Aufstand der Häretiker konnte er 1253 nur mit Hilfe des ungarischen Königs Bela IV. niederschlagen. Damit wurde Prijezda noch abhängiger von der ungarischen Krone, doch scheint Prijezda stets in gutem Einvernehmen mit dem König gestanden zu haben. Bela ging dann auch daran, die südlichen Grenzprovinzen seines Reiches auf Kosten Priezdas neu zu ordnen. Das bosnische Banat wurde auf das Gebiet zwischen den Flüssen Vrbas und Bosna eingeschränkt, und die Banate von Usora und Soli neu gebildet, die dem Banat von Mačva unterstellt wurden, wo ein Enkel des Königs als Herzog eingesetzt wurde.
Burgruine in der Nähe von Srebrenik, eines der ältesten Bauwerke Bosniens 1254 eroberte Bela in einem Krieg gegen den serbischen König Stefan Uros I. Zahumlije (in etwa Herzegowina und Mitteldalmatien) und übergab diese Region zur Verwaltung an Prijezda, der ebenfalls an dém Feldzug teilgenommen hatte. Aber schon wenige Jahre später fiel das Gebiet an die Serben zurück. 1260 führte der Ban bosnische Truppen in den Krieg des Ungarnkönigs mit Böhmen. Als Bela IV. 1270 starb, wurde auch Bosnien in die ungarischen Thronwirren der folgenden Jahre hineingerissen und Prijezdas Stern begann zu sinken, hatte er sich doch ganz an den verstorbenen Herrscher gebunden. Er konnte sich aber bis zu seinem Tod 1287 als Ban behaupten. Gegen die ihn bedrängenden ungarischen Hochadeligen suchte er Verbündete bei den Serben.
Die Blüte des bosnischen Fürstentums und Königreichs im 14. Jahrhundert [Bearbeiten] In den 1280er Jahren erbte Stefan Kotroman die Herrschaft über eines der nordbosnischen Territorien. Er stritt lange mit der aus der Gegend von Bribir in
Dalmatien stammenden Adelsfamilie der Šubićes um die Macht. Diese Familie hatte in den ersten zwei Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts das alte Banat Bosnien großenteils regiert und zeitweise freundschaftliche Beziehungen zu Kotromans Sohn Stjepan II. Kotromanić unterhalten. Kotromanić bekam aber 1320 die Oberhand und wurde 1322 Ban von Bosnien. Er schuf einen größeren bosnischen Staat, indem er das alte Banat mit Territorien im Norden vereinigte, durch Eroberung Gebiete westlich das Banats einfügte, die vorher zu Kroatien gehört hatten und bei weiteren Eroberungen einen langen Abschnitt der dalmatinischen Küste zwischen Ragusa und Split einnahm. Schließlich annektierte er 1326 den größten Teil von Hum, womit Bosnien und Herzegowina zum ersten Mal zu einer politischen Einheit zusammengeschlossen waren. Kotromanić bemühte sich um freundschaftliche Beziehungen zu den anderen Mächten. 1340 gestattete er, um die Beziehungen zum Papst zu verbessern, dass Franziskaner eine Mission in Bosnien errichteten. Vor 1347 scheint er selbst zum römisch-katholischen Glauben übergetreten zu sein. 1353 wurde er im Franziskanerkloster Visoko begraben. Er hinterließ einen unabhängigen bosnischen Staat, der unter seinem Neffen Stjepan Tvrtko Kotromanić (später König Tvrtko I.) zum mächtigsten Staat auf der westlichen Balkanhalbinsel wurde. Dabei waren Tvrtkos erste Regierungsjahre schwierig. Er musste sich mit Revolten bosnischer Adelsfamilien und ungarischen Landnahmen herumschlagen und 1366 sogar am ungarischen Hof Schutz suchen, als eine Gruppe bosnischer Adliger seinen Bruder Vuk an seine Stelle setzte. Aber schon 1367 war Tvrtko wieder an der Macht, offenbar mit Hilfe des ungarischen Königs. Tvrtko wandte seine Aufmerksamkeit dem Süden zu. 1355 war das starke serbische Reich nach dem Tod von Stefan Uroš IV. Dušan weitgehend zusammengebrochen. Tvrtko unterstützte den serbischen Adligen Lazar Hrebeljanović, der sich mit anderen Adligen in Südwestserbien, Hum und Zeta um die Reste des serbischen Reichs stritt. Lazar belohnte Tvrtko bei der folgenden Aufteilung der Beute mit einem großen Streifen an Bosnien angrenzenden Landes: Teilen von Hum, Zeta, Süddalmatien und dem späteren Sandžak von Novi Pazar. Im hier gelegenen Kloster Mileševa ließ Tvrtko sich 1377 nicht nur zum König von Bosnien krönen, sondern auch von Serbien. Dies entsprach prahlerischer Selbsterhöhung, ebenso wie der imposante Hof byzantinischen Stils, den er in der Festung Bobovac einrichtete. Faktisch versuchte er nie ernsthaft, politische Macht in Serbien auszuüben. Stattdessen weitete er seinen Einfluss nach Dalmatien sowie Teilen von Nordkroatien und Slawonien aus und nannte sich in den letzten Jahren vor seinem Tod 1391 auch noch „König von Kroatien und Dalmatien“. Der Schlüssel zu Bosniens Wohlstand im Hochmittelalter war der Bergbau. Im späten 13. oder frühen 14. Jahrhundert waren deutsche Bergleute, so genannte „Sachsen“ (Sasi), aus Ungarn nach Bosnien gekommen. Die Gruben gehörten örtlichen Grundbesitzern und wurden von „Sachsen“ geleitet, die teilweise zu Reichtum und Ansehen gelangten. Kupfer und Silber wurden bei Kreševo und Fojnica gefördert, Blei bei Olovo, Gold, Silber und Blei bei Zvornik und vor allem Silber bei Srebrenica. In den Bergwerksorten und in wichtigen Handelsstädten wie Foča und Visoko gab es bedeutende Kolonien von Ragusanern - Ragusa hatte ein Monopol auf den Silberhandel innerhalb Bosniens und auf die Silberexporte über See. Als die Franziskaner in Bosnien begannen, Klöster zu
gründen, zog es sie in die Städte mit römisch-katholischen Sachsen, Ragusanern und anderen Dalmatinern. So wurden diese Städte stark katholisch geprägt. Auf dem Land waren die Mehrzahl Kmeten, leibeigene Bauern. Es gab auch Sklaven, die auf dem Markt in Ragusa gehandelt wurden. Im bosnischen Bergland lebten Hirten, darunter auch Walachen. Die wichtigste innergesellschaftliche Trennungslinie war die zwischen Volk und Adel, wobei der Adel in niederen und hohen differenziert war. Der Hochadel übte große politische Macht aus und konnte Bans und Könige erheben und absetzen. Von 1390 bis nach 1420 kam er in einem „Staatsrat“ zusammen, um über Thronfolge und wichtige Fragen von Innen- und Außenpolitik zu beraten.
Die letzten Jahrzehnte des bosnischen Königtums [Bearbeiten] Seit den 1380er Jahren hatten osmanische Armeen begonnen, Einfälle auch nach Serbien zu unternehmen. 1388 war eine türkische Abteilung in das von Bosnien regierte Hum vorgedrungen. 1389 weigerte sich Trvtkos alter serbischer Verbündeter Lazar, die türkische Oberhoheit anzuerkennen und rief Verbündete zu Hilfe. König Trvtko schickte ein starkes bosnisches Heer, das im Juni 1389 in der Schlacht auf dem Amselfeld an der Seite von Lazar Hrebeljanovićs Armee kämpfte. Die türkischen Armeen kehrten Jahr für Jahr zurück und brachten bis 1392 alle serbischen orthodoxen Gebiete, abgesehen vom bosnisch regierten Hum, unter osmanische Oberhoheit. Tvrtkos Tod 1391 brachte für Bosnien eine längere Zeit schwacher Regierungen. Adelsfamilien mit regionalen Machtbasen stärkten ihre Positionen. Auch der ungarische König gewann wieder mehr Einfluss in Bosnien. Ein labiles Gleichgewicht der Kräfte zwischen dem von Ungarn gestützten König Ostoja und dem mächtigsten der bosnischen Adligen, Hrvoje, zerbrach 1414. Die Osmanen proklamierten den vertriebenen illegitimen Sohn König Trvtkos, Tvrtko II., zum rechtmäßigen König und fielen in bosnisches Territorium ein. Im folgenden Jahr wurde die ungarische Armee in Mittelbosnien geschlagen. Ostoja konnte zwar erreichen, dass er und nicht Trvtko II. als König bestätigt wurde, aber faktisch erreichte oder übertraf der Einfluss des Osmanischen Reiches nun den Ungarns. Nach Ostajas Tod 1418 wurde sein Sohn 1420 vertrieben und mit türkischer Unterstützung Trvtko II. wieder König. Die Bündnisse und Loyalitäten blieben aber brüchig; immer wieder kam es zu wechselnden Kontrollen über bosnische Territorien. 1440 wurde Srebrenica von Türken erobert. Auch der Nachfolger Trvtkos II., Stjepan Tomaš, war neben anderen kriegerischen Auseinandersetzungen immer mit der Abwehr von türkischen Angriffen beschäftigt. Dabei wandte er sich 1450 verzweifelt an den Papst und erklärte sich schließlich bereit, zur direkten Verfolgung der schismatischen bosnischen Kirche überzugehen. Als er 1461 starb und sein Sohn Stjepan Tomašević Nachfolger wurde, war das Ende des bosnischen Königtums abzusehen. Tomašević bat den Papst und Venedig vergeblich um Hilfe gegen eine groß angelegte türkische Invasion. Am 20. Mai 1463 fiel als erste bosnische Festung die alte königliche Hochburg Bobovac. Tomašević floh nach Jajce und von dort in die Festung Ključ. Auf eine Schutzzusage der türkischen Belagerer hin ergab er sich, wurde aber hingerichtet.
Osmanische Herrschaft [Bearbeiten]
Bosnien, Herzegowina und Serbien unmittelbar vor der osmanischen Eroberung im 15. Jahrhundert 1463 wurde Jajce von den Osmanen eingenommen. Nach mehreren Jahren des Krieges fielen auch die letzten Städte im Süden, so dass die letzte Königin Katarina KosačaKotromanić ins Exil gehen musste. Am 25. Oktober 1478 starb sie in Rom. Bosnien war eine der wichtigsten Provinzen des Osmanischen Reiches, da es die europäische Grenze des Reiches schützte. Der bosnische Statthalter des Sultans Beylerbey hatte sehr weitreichende Befugnisse und unumschränkte Gewalt über die Bewohner des Landes. Um ihre Herrschaft am nordwestlichen Rand des Reiches zu stabilisieren, holten die Türken viele muslimische Siedler nach Bosnien. Jene Teile der einheimischen Bevölkerung, die vor der Eroberung der bosnischen Kirche angehört hatten, ließen sich relativ schnell für den Übertritt zum Islam gewinnen. Ein entscheidender Aspekt dabei war, dass der bosnische Adel nur so seine führende Stellung in der Gesellschaft behaupten konnte. Deshalb integrierte er sich innerhalb weniger Jahrzehnte in das osmanische Timar-System. Viele Männer aus Bosnien und der Herzegowina erwarben hohe Würden am Hofe des Sultans und wurden zu Militärführern, Diplomaten und Großwesiren des Reiches.
Osmanische Baukunst: Brücke in Mostar
Abgesehen von Albanien war Bosnien das Land auf dem Balkan, in dem die Islamisierung unter den Einheimischen am stärksten war. Allerdings waren die Muslime bis zum Übergang des Landes an Österreich-Ungarn (1878) immer eine Minderheit. Etwa die Hälfte der Bevölkerung waren im 17. Jahrhundert und danach orthodoxe Serben. Dazu kam eine wegen der Unterdrückung durch die Türken immer kleiner werdende katholische Minderheit. Nach ihrer Vertreibung aus Spanien siedelten sich im 16. Jahrhundert auch sephardische Juden in Bosnien an, da sie von den Osmanen nicht verfolgt wurden. Nicht nur politisch sondern auch kulturell wurde Bosnien aber von den Muslimen dominiert. Im 16. und 17. Jahrhundert erlebte Bosnien-Herzegowina eine zweite, orientalische Blütezeit. Schon in den ersten Jahrzehnten ihrer Herrschaft haben die Osmanen die orientalische Stadtkultur in Bosnien gefördert. In allen wichtigen Orten entstanden Moscheen, Medresen, Badehä, Basare usw. Das 1415 erstmals schriftlich erwähnte Sarajevo wurde erst in osmanischer Zeit zu einer bedeutenden Stadt ausgebaut. Die längste Zeit war jedoch Travnik die Hauptstadt des bosnischen Vilayets, bevor es diese Funktion 1850 an Sarajevo abgeben musste. Mit der Rückeroberung Südungarns und Slawoniens durch Prinz Eugen wurde das Land zur Grenzzone. Österreichische Truppen versuchten mehrmals, auch Bosnien zu erobern, was aber scheiterte, so dass sich die Savegrenze stabilisieren konnte. Allerdings zerstörte Prinz Eugen bei einem Feldzug Sarajevo. In den Gebieten um Bihać und entlang der Save wurden Befestigungen und Wehrdörfer eingerichtet. In diesem Grenzgebiet wurden auch Vlachen (heute bezeichnen sie sich als Serben) angesiedelt. Der wirtschaftliche und politische Niedergang des Osmanischen Reiches betraf auch Bosnien. Die zentralistischen Reformversuche des 19. Jahrhunderts (Tanzimat) konnten keine Abhilfe schaffen, weil sie vor allem auf militärische und istrative Belange ausgerichtet waren. Gegen soziale und wirtschaftliche Reformen, die die schlechte Lage der mehrheitlich christlichen Landbevölkerung verbessert hätten, sperrte sich aber die Elite der muslimischen Grundbesitzer. Ein großer Teil der bosnischen Muslime hatte entweder umfangreicheren Landbesitz, den er von Pächtern bewirtschaften ließ, oder fand Anstellung im osmanischen Staatsdienst, der den Christen weitgehend verschlossen war. Die Christen und vor allem die orthodoxen Serben waren überwiegend Bauern, die als Pächter unter sehr schlechten Bedingungen für die Großgrundbesitzer arbeiten mussten. Dies führte im 19. Jahrhundert immer wieder zu Aufständen. Der Aufstand der bosnischen Serben, welcher 1876 begann und auch von Serbien aus unterstützt wurde, war der Anfang vom Ende der osmanischen Herrschaft. Im selben Jahr begannen Serbien und Montenegro einen Krieg gegen das Osmanische Reich. Die Regierungen der kleinen Balkanländer hatten jedoch die Stärke des Gegners unterschätzt und gerieten schon bald in die Defensive. Vor einer militärischen Katastrophe wurden die Serben nur durch das Eingreifen der Russen bewahrt, die freilich eigene Ziele auf dem Balkan verfolgten.
Österreichisch-ungarische Zeit [Bearbeiten]
Der Berliner Kongress stellte 1878 die osmanischen Provinzen Bosnien, Herzegowina sowie den Sandschak von Novipazar unter österreichisch-ungarische Verwaltung (der Landesregierung für Bosnien und die Herzegowina). Formal blieb Bosnien noch bis Annexion 1908 Teil des Osmanischen Reiches. Gegen beträchtlichen Widerstand von Partisanen, vor allem muslimischer unter Hadschi Loja, wurde Bosnien-Herzegowina von der österreichisch-ungarischen Armee besetzt. Weil man sich in der Donaumonarchie nicht entscheiden konnte, zu welcher Reichshälfte die Neuerwerbungen kommen sollten, wurde die Verwaltung dem gemeinsamen k.u.k. Finanzministerium übertragen. Die österreichischen Beamten prägten in dieser Zeit den Doppelnamen Bosnien-Herzegowina (Bosna i Hercegovina), der bis heute die Bezeichnung des Landes ist. Eine Volkszählung im Jahre 1879 ergab eine Gesamtbevölkerung von 1.158.164, die sich zusammensetzte aus: 496.485 Serben (42,87 %), 448.613 Muslimen (38,73 %), 209.391 Kroaten (18,08 %), 3.426 Juden und 249 Sonstigen.[2] In der Folge schuf die k. und k. Verwaltung ein leistungsfähiges Schul- und Sanitätswesen und ermöglichte eine gute wirtschaftliche Entwicklung. In österreichischer Zeit begann die industrielle Ausbeutung der Bodenschätze und Wälder Bosnien-Herzegowinas, wobei jedoch mit Augenmaß vorgegangen wurde (Aufforstungsprojekte und dergl.) Schmalspurige Eisenbahnlinien und wichtige Fernstraßen wurden errichtet. Für die ersten Ansätze der Industrialisierung waren Fachkräfte notwendig. Dies führte von 1880-1910 zur Zuwanderung von Menschen aus anderen Teilen der Donaumonarchie. Darunter waren neben Deutschen und Tschechen auch Polen, Slowenen und Ruthenen. Manche dieser Einwanderer erwarben auch Grundbesitz und waren als Bauern tätig.
Der Bosnier in der Wiener Karikatur. Bildunterschrift: Gott sei Dank, jetzt g'hört er ganz uns! Aus: Kikeriki, 15. Oktober 1908 Bei ihrer Herrschaft stützten sich die Österreicher auch auf die alten muslimischen Eliten, die sie durch verschiedene Maßnahmen für sich einzunehmen wussten. So wurde der Islam als gleichberechtigte Religion staatlich anerkannt. Österreich-Ungarn war zu Beginn des 20. Jahrhunderts der einzige christlich dominierte Staat, der gesetzlich geregelte Beziehungen zu einer muslimischen Glaubensgemeinschaft unterhielt und daher unter anderem auch muslimischen Religionsunterricht an den Schulen erteilen ließ, Militär-Imame in der Armee unterhielt, eine muslimische Gefangenenseelsorge organisierte, den religiösen Einrichtungen das Selbstverwaltungsrecht einräumte und ihnen den Status einer Körperschaft öffentlichen Rechts gab. Das aus diesem Anlass 1912 erlassene Islamgesetz steht weitgehend unverändert in der Republik Österreich weiterhin in Kraft. Wichtiger für die guten Beziehungen zur alten bosnischen Elite war aber, dass die österreichische Verwaltung die Verhältnisse auf dem Land im Großen und Ganzen unangetastet ließ. Die durchgeführte Agrarreform brachte nur für eine kleine Anzahl von Pächtern eigenen Grundbesitz und die Ablösung von der Untertänigkeit unter die muslimischen Agas. So positiv sich das auf die Beziehungen der Österreicher zu den muslimischen Eliten auswirkte, so unzufrieden waren deswegen vor allem die serbischen Bauern. Die formelle Annexion von Bosnien-Herzegowina durch Österreich-Ungarn 1908 löste eine europäische Krise aus. Das Land wurde auch jetzt keiner Reichshälfte zugeteilt, sondern weiter vom gemeinsamen Finanzministerium verwaltet. Nach der Verfassung von 1910 erhielt Bosnien-Herzegowina eine eigene Landesregierung mit Landeschef und Landtag. Vor dem Ersten Weltkrieg wurden einmal Landtagswahlen abgehalten. 1914 war Sarajevo Schauplatz des Attentates an Franz Ferdinand.
1918-1941 [Bearbeiten] •
1918 zu Jugoslawien
Bosnien-Herzegowina während des Zweiten Weltkrieges [Bearbeiten] Jugoslawien war während des Zweiten Weltkriegs Schauplatz mehrerer miteinander verwobener Kriege: des von Deutschland und Italien gegen Jugoslawien geführten Krieges, der Kriegsanstrengungen der Achsenmächte gegen die Alliierten, des Krieges der Besatzungsmächte gegen jugoslawische Widerstandsbewegungen, des Bürgerkriegs kroatischer Extremisten gegen die serbische Bevölkerung in Kroatien und Bosnien und des Kriegs der wichtigsten Widerstandsbewegungen (Tschetniks und kommunistische Partisanen) gegeneinander. (siehe auch: Jugoslawischer Partisanenkrieg)
Insgesamt wurden in Jugoslawien während dieser Zeit mindestens eine Million Menschen getötet; darunter waren wahrscheinlich die Mehrzahl von Jugoslawen getötete Jugoslawen.
Gebiet des „Unabhängigen Staates Kroatien“ (rot) Nach dem Überfall auf Jugoslawien am 6. April 1941 hatten die Achsenmächte unter Führung Deutschlands am 10. April den „Unabhängigen Staat Kroatien“ (Nezavisna država Hrvatska, NDH) proklamiert und den Ustascha-Führer Ante Pavelić als Poglavnik („Führer“) eingesetzt. Er umfasste neben Kroatien ganz Bosnien und die Herzegowina und wurde in eine deutsche und eine italienische Einflusszone eingeteilt. Die Trennungslinie verlief diagonal durch Bosnien. Am 16. April 1941 marschierten deutsche Truppen in Sarajevo ein und verwüsteten die dortigen Synagogen. Im Juni begann die Masseninternierung von Juden. Nach Kriegsende schätzte man, dass von 14.000 Juden in Bosnien fast 12.000 getötet worden waren. Einheimische waren daran beteiligt. Das Hauptziel der Ustascha-Bewegung war jedoch, die große serbische Minderheit (1,9 von insgesamt 6,3 Millionen Einwohnern) zu vertreiben. Terrorakte gegen Serben begannen im Mai 1941 und weiteten sich in den folgenden Monaten aus, mindestens mehrere hundert Serben wurden dabei ermordet. Im Juni 1941 vertrieben daraufhin serbische Bauern in der Region Nevesinje die UstaschaMilizen und etablierten für kurze Zeit ein „befreites Gebiet“. Dann wandten sie sich gegen kroatische und bosniakischen Dorfbewohner, die sie als Kollaborateure ansahen. Im Bezirk Bileća im Süden der Herzegowina wurden mehr als 600 Bosniaken umgebracht, im Juli/August weitere rund 500 in der Gegend um Višegrad. Tausende von bosnischen Serben schlossen sich einer der organisierten Widerstandsbewegungen an. Diese hatten jedoch unterschiedliche Merkmale und Ziele, so dass der beginnende Bürgerkrieg zwischen Tschetniks und kommunistischen Partisanen schon im Oktober 1941 sichtbar war. Ein Aspekt ihrer Konkurrenz war auch ihre Haltung gegenüber den Bosniaken und dem Status Bosniens. Einige führende Tschetniks waren fanatische serbische Nationalisten, die Bosnien, Dalmatien, Montenegro, Teile Kroatiens, Slawonien und Nordalbanien Serbien zuschlagen wollten. Stevan Moljević, ab 1943 politischer Leiter der Bewegung, schrieb im Februar 1942, dass dann „die Säuberung des Landes von allen nichtserbischen Elementen“ folgen müsse. Die Haltung der Kommunisten war während des Krieges vieldeutig und widersprüchlich. Milovan Djilas legte einen Plan vor, nach dem Bosnien autonome Provinz, aber keine „Nationalrepublik“ werden sollte.
Beide Widerstandsbewegungen kämpften gegen die Achsenmächte, häufiger aber gegeneinander. Tito war Ende 1941 aus Serbien in die Region Foča in Bosnien geflohen. Im Sommer 1942 marschierte er mit seinen Partisanen nach Nordwesten in die Gegend um Bihać. Dort gründeten die kommunistischen Partisanenverbände den Antifaschistischen Rat der Nationalen Befreiung Jugoslawiens (AVNOJ). Anfang 1943 beschloss die deutsche Führung, Titos Truppen von dort zu vertreiben. Sie wollte die Kontrolle über das wichtige Hinterland verstärken, weil sie befürchtete, die Alliierten könnten an der Küste Dalmatiens landen. Aus dem gleichen Grund plante sie eine Offensive gegen Tschetniks in der Herzegowina und in Montenegro. Der TschetnikFührer Draža Mihailović wollte seinerseits die Partisanen vertreiben, um einem raschen Vormarsch der Alliierten landeinwärts zur Vereinigung mit seinen eigenen Truppen den Weg frei zu machen. Tito befürchtete dagegen, dass eine alliierte Besetzung die Wiedereinsetzung des jugoslawischen Königs bedeuten würde und erklärte der deutschen Seite seine Bereitschaft, gemeinsam mit deren in Kroatien stehenden Divisionen gegen die an Land gesetzten Truppen der Westmächte vorzugehen. Solche widerstreitenden Interessen führten 1943 zu wechselnden taktischen Bündnissen. Letztlich wurden die Partisanen Anfang 1943 in Richtung Herzegowina zurückgedrängt. Tito hatte aber ohnehin den Plan, dort und in Montenegro gegen Tschetnik-Truppen vorzugehen. Im Mai 1943 entwaffneten deutsche Truppen auch mehrere Tausend montenegrinische Tschetniks. Anschließend wandten sie sich gegen die Partisanen und schlossen sie auf dem Berg Durmitor in Nordmontenegro fast ein. In heftigen Auseinandersetzungen durchbrachen die Partisanen jedoch den Ring und zogen durch Südostbosnien westwärts. Schließlich errichtete Tito sein Hauptquartier im Bezirk Jajce. Berichte von britischen Offizieren, die die Partisanen besucht hatten, veranlassten die Alliierten, ihre Unterstützung von Mihailović abzuziehen und Tito zuzuwenden. Dessen Partisanen gewannen einen weiteren Vorteil gegenüber den Tschetniks, als ihnen nach der Kapitulation der italienischen Armee im September 1943 große Mengen an Ausrüstung in die Hände fielen. Nun begannen Tschetnik-Kommandeure erstmals, direkt mit der deutschen Seite zu kollaborieren. In Jajce fand im November 1943 die zweite Tagung des AVNOJ statt. In den so genannten „AVNOJ-Beschlüssen“ einigte man sich auf ein Modell des neuen Jugoslawien. Es sah einen föderativen Staat mit sechs Teilrepubliken vor, darunter der "Volksrepublik Bosnien und Herzegowina (NRBiH)". Indem Tito die Eigenstaatlichkeit von Bosnien und Herzegowina anerkannte, versuchte er, das Gewicht Serbiens in dem geplanten neuen Staat zu reduzieren Die alliierte Unterstützung Titos wurde 1944 verstärkt; außerdem gewann Tito kroatische und bosniakische Kämpfer, die nach dem allgemeinen Zusammenbruch der UstaschaHerrschaft unzufrieden waren. Aber auch weitere Serben schlossen sich den Partisanen an. Im Sommer 1944 begann der Rückzug der deutschen Besatzer. Tito bekam neue Waffenvorräte geschickt, um diesen Abzug zu verhindern, zielte aber viel mehr auf die
Vollendung seines Sieges im Bürgerkrieg. Ende des Jahres hatten sowjetische und verbündete bulgarische Streitkräfte den Osten des Landes zu einem großen Teil eingenommen. Am 6. April 1945 befreiten Titos Partisanen Sarajevo. Innerhalb weniger Wochen kontrollierten sie ganz Bosnien. Am 28. April wurde eine „Volksregierung“ eingesetzt. Die Föderative Volksrepublik Jugoslawien wurde Ende 1945 ausgerufen. Die Bosnier selbst waren auf unterschiedliche Weise an den Kämpfen in den Jahren 1941 bis 1945 beteiligt. Eine Minderheit der bosnischen Kroaten unterstützte aktiv die Ustascha. Die Mehrheit begrüßte zunächst die Ausrufung des NDH, wurde aber zunehmend desillusioniert und schloss sich 1943/44 in großer Zahl den Partisanen an. Die bosnischen Serben gerieten schnell in Opposition zum Ustaschastaat und zu den Besatzungsmächten. Sie schlossen sich teilweise den Partisanen an, aber auch den Tschetniks. Am unübersichtlichsten war die Situation der Bosniaken. Ante Pavelić hatte ihnen wenige Tage nach Beginn seiner "Amtszeit" Schul- und Religionsautonomie zugesagt und versichert, sie könnten sich "frei, gleichberechtigt und zufrieden fühlen". Elf frühere Politiker der Jugoslawischen Muslimischen Organisation wurden aufgefordert, in das Zagreber Pseudoparlament einzutreten. Die zugesagte Rechtssicherheit ging aber im NDH schnell verloren; schon im Sommer und Herbst 1941 protestierten muslimische Geistliche öffentlich an vielen Orten vor allem gegen die Gewalt gegen Juden und Serben. Die Gewalttaten serbischer Dorfbewohner, besonders in der Herzegowina, gegen Bosniaken, machten es diesen aber unmöglich, sich dem serbischen Widerstand gegen die Ustascha anzuschließen. An anderen Orten hatten Tschetniks und andere serbische Streitkräfte im Winter 1941/42, im Sommer 1942 und im Februar 1943 Tausende von Bosniaken getötet. Einige Bosniaken traten den Ustaschamilizen bei; eine größere Zahl schloss sich Titos Partisanen an. Die erste bosniakischen Partisaneneinheit, die Mujina četa, wurde ab August 1941 aufgestellt. Im Laufe des Jahres 1942 entstanden weitere bosniakische Einheiten, im Dezember die 8. Regionale (Muslimische) Brigade. Insgesamt blieb die Zahl muslimischer Rekruten zunächst jedoch relativ klein. Es gab auch Bosniaken, die sich für eine Kooperation mit Tschetniks einsetzten. Im Dezember 1943 wurde geschätzt, dass bis zu acht Prozent der Soldaten Mihailovićs Bosniaken seien. Zeitweise stellten Muslime lokale eigene Einheiten auf, die z.T. als „grüne Kader“ bekannt wurden. Im Oktober 1942 gab es eine „Bosniakische Freiwilligenlegion“ von rund 4000 Mann, die direkt mit der deutschen Seite zu verhandeln versuchte. Eine ähnliche Truppe, die im Sommer 1943 in der Region Cazin entstand, brachte es auf acht Bataillone. Viele bosniakisce politische Führer sahen in einer Art Autonomie für Bosnien die einzige Lösung. Aus dieser Haltung entstand das berühmte „Memorandum“ bosnischer Bosniaken an Hitler vom November 1942. Abgesehen davon, dass sie sich der „gotischen Abstammung“ rühmten, beschwerten sich die Autoren bitterlich über die Morde der Ustascha an Bosniaken, forderten einen Stop dieser Aktivitäten und baten um die Genehmigung, die bosniakische Freiwilligenlegion zu vergrößern. Sie wären im Gegenzug bereit, diese direkter deutscher Kontrolle zu unterstellen. Die Forderung nach einer Autonomie Bosniens war für die deutsche Führung mit Rücksicht auf ihre Verbindungen nach Zagreb nicht annehmbar. An der Rekrutierung weiterer Soldaten hatte sie jedoch starkes Interesse. Gegen heftige Einwände aus Zagreb wurde 1943 die
SS-Division Handschar gegründet. Bosniakische SS-Einheiten kämpften auf Seiten der deutschen SS und der Ustascha gegen Serben, Juden und Roma, die in den PartisanenVerbänden kämpften. Zudem wurden Gräueltaten gegenüber der Zivilbevölkerung ausgeübt, so im Frühjahr und Sommer 1944 in Nord- und Ostbosnien (Tuzla, Gradačac, Brčko, Bijeljina und Zvornik) mit Hunderten, vielleicht Tausenden Opfern.
Bosnien-Herzegowina im sozialistischen Jugoslawien [Bearbeiten]
Die Geschichte Bosniens und der Herzegowina im sozialistischen Jugoslawien ist zum großen Teil bestimmt durch die allgemeine Politik des Bundesstaats, siehe Jugoslawien und Geschichte Jugoslawiens. Besonderheiten, die Bosnien stärker als die anderen Teilrepubliken betrafen, sind die Religionspolitik (vor allem die Muslime betreffend), einige spezifische wirtschaftliche Entwicklungen und die Durchführung der Olympischen Winterspiele 1984 in Sarajevo.
Religionspolitik [Bearbeiten] Die stalinistisch geprägte Politik war religionsfeindlich, auch wenn die Verfassung von 1946 formal Freiheit des Glaubens und die Trennung von Kirche und Staat beschrieb. Dabei wurde die katholische Kirche härter als die orthodoxe behandelt, weil einige katholische Geistliche in Kroatien und Bosnien mit der Ustascha kollaboriert hatten. Der Islam wurde für rückständig und asiatisch gehalten und zudem attackiert, weil er nicht nur den privaten Glauben, sondern ausdrücklich das soziale Leben betraf. In mehreren Fällen wurden Muslime durch Kommunisten ohne jede Gerichtsverhandlung oder Untersuchung getötet. Die Schariagerichte wurden 1946 aufgehoben. Die Studentenorganisation „Junge Muslime“ leistete der Kampagne gegen den Islam Widerstand, bis 1949/50 mehrere hundert ihrer Mitglieder ins Gefängnis kamen. 1950 wurde Frauen das Schleiertragen gesetzlich untersagt, Mektebs wurden geschlossen und die Unterrichtung von Kindern in Moscheen zur Straftat erklärt. 1952 verbot man die Derwischorden und schloss alle Tekkes Bosniens. Muslimische Kultur- und Bildungsvereine wurden abgeschafft, nur die staatlich kontrollierte „Islamische Gesellschaft“ blieb erlaubt. Bis 1964 durfte in Jugoslawien kein islamisches Lehrbuch erscheinen. Diese Maßnahmen wurden jedoch zum Teil heimlich umgangen. Die muslimischen Stiftungen („Vakuf“), die seit Jahrhunderten als wohltätige Einrichtungen funktionierten, hatten ihren Besitz teilweise schon durch die Enteignungen von Ackerland verloren und verloren 1958 mit der Verstaatlichung von Mietbesitz vollends ihre Grundlage. 1954 wurde ein neues Religionsgesetz verabschiedet, das die Kirchen der direkten Kontrolle des Staates unterstellte, aber besonders der orthodoxen Kirche wieder mehr Möglichkeiten gab. Seit 1956 wurden orthodoxe Klöster wieder aufgebaut. Die Behandlung des Islam verbesserte sich seit den späten 1950er Jahren im Rahmen von Titos „blockfreier“ Außenpolitik, die Kontakte mit etlichen arabischen Staaten pflegte. Bald war ein muslimischer Hintergrund von Vorteil für den diplomatischen Dienst, auch wenn die Amtsträger oft von ihrer Religion innerlich entfernt waren. In den 1980er
Jahren gab es gelegentlich Versuche fundamentalistischer Agitation in Bosnien, die aber wenig bewirkten. Die jahrzehntelange weltliche Erziehung und die kommunistische politische Kultur verstärkt durch die zunehmende Verwestlichung der Gesellschaft und die wachsende Urbanisierung gaben nur wenig fruchtbaren Boden für solche Agitation ab. 1983 wurde allerdings ein Gerichtsprozess wegen „feindseliger und konterrevolutionärer Handlungen aus muslimisch-nationalistischen Gründen“ gegen 13 muslimische Aktivisten durchgeführt. Hauptbeklagter war Alija Izetbegović, der 13 Jahre zuvor seine „Islamische Deklaration“ geschrieben hatte. Die Angeklagten, von denen einige am Ende des Zweiten Weltkriegs zu den „Jungen Muslimen“ gehört hatten, wurden beschuldigt, die Ziele einer „terroristischen“ Organisation wiederbelebt zu haben. Izetbegović wurde gleichzeitig vorgeworfen, die Einführung einer parlamentarischen Demokratie westlichen Stils befürwortet zu haben. Das Gericht verurteilte ihn zu einer 14jährigen Gefängnisstrafe, die nach der Berufung auf elf Jahre reduziert wurde und nach der Veränderung der politischen Machtstruktur mit Izetbegovićs vorzeitiger Entlassung 1988 endete.
Auseinandersetzung um Muslime als Volksgruppe [Bearbeiten] Die Frage, ob „Muslime“ in Bosnien eine religiöse, eine ethnische oder eine nationale Gruppe bezeichnet, war in den frühen Jahren der „Föderativen Volksrepublik Jugoslawien“ offen. Die Hoffnung der Kommunistischen Partei war, dass sich dieses Problem von selbst lösen würde, indem sich Muslime mit Kroaten oder Serben identifizieren würden. Auf dem ersten Parteitag nach Kriegsende wurde erklärt, dass „Bosnien-Herzegowina nicht zwischen Serbien und Kroatien aufgeteilt werden kann, nicht nur, weil auf dem gesamten Territorium Serben und Kroaten gemischt durcheinander leben, sondern auch, weil in ihm Muslime leben, die sich noch nicht national entschieden haben“. Parteimitglieder wurden genötigt, sich zu einer der beiden Nationalitäten zu bekennen. Bei der Volkszählung von 1948 hatten Muslime drei Möglichkeiten: sie konnten sich Muslim/Serbe oder Muslim/Kroate nennen oder „Muslim, national unbestimmt“ (oder „nicht entschieden“). 72.000 erklärten sich zu Serben, 25.000 zu Kroaten, 778.000 als „unbestimmt“. Bei der Zählung 1953 war die Kategorie „Muslime“ nicht mehr vorgegeben; offiziell wurde der Geist des „Jugoslawismus“ propagiert. In Bosnien trugen sich 891.000 Menschen als „Jugoslawe/national unbestimmt“ ein. 1961 gab es die Kategorie „Muslime im ethnischen Sinne“. Die bosnische Verfassung von 1963 sprach von „Serben, Muslimen und Kroaten“, was nicht ausdrücklich konstatierte, aber implizierte, dass Muslime auch als gleichberechtigte Volksgruppe zu betrachten seien. Bei den Wahlen zum bosnischen Bund der Kommunisten 1965 waren die Kandidaten als „Serbe“, „Kroate“ oder „Muslim“ aufgelistet. Offiziell wurde aber erst im Mai 1968 ein Kommuniqué veröffentlicht mit der Erklärung: „Es ist deutlich geworden, und die sozialistische Praxis der Gegenwart bestätigt das, dass die Muslime eine eigene Nation sind“. Trotz heftiger Einwände von serbischen Kommunisten wurde dies von der Zentralregierung akzeptiert. 1971 erschien auf dem Volkszählungsformular erstmals die Rubrik „Muslim im Sinne einer Nation“. Der Vorstoß zu dieser Anerkennung war keine islamische religiöse Bewegung, sondern wurde im Gegenteil von Kommunisten und anderen verweltlichten Muslimen eingeleitet. Sie wollten die Identität der Volksgruppe zu etwas deutlicher
Nichtreligiösem entwickeln. Davon unterschied sich ein antikommunistischer Trend zur Wiederbelebung islamischen Glaubens. Die Bedeutung dieses Trends war jedoch umstritten.
Wirtschaftliche Entwicklung [Bearbeiten] Bosnien und Herzegowina blieb in seiner wirtschaftlichen Entwicklung hinter den Teilrepubliken Kroatien, Slowenien und Serbien zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte es zu den ärmsten und rückständigsten Teilen Jugoslawiens. 1948 lag die Analphabetenrate noch bei 45 Prozent, 72 Prozent der Bevölkerung lebten von der Landwirtschaft. Nach dem Bruch mit der Kominform 1948 gab es jedoch eine Phase des wirtschaftlichen Wachstums. Infolge der Wirtschaftsblockade durch den Ostblock verlagerten die jugoslawischen Wirtschaftsplaner ihre Aktivität auf die Nutzung der heimischen Ressourcen.[3] Tito hatte, eine sowjetische Invasion befürchtend, beschlossen, Rüstungs- und andere strategisch wichtige Industrien in die schwerer zugänglichen Regionen Bosniens zu verlegen. Ausgehend von den Rohstoffvorkommen Bosniens, in erster Linie Eisenerz und Kohle, entstand eine Grundstoffindustrie, an die sich Rüstungsbetriebe anschlossen. Die Beziehung zwischen den bosnischen Grundstoffbetrieben und den verarbeitenden Industrien in anderen Republiken war jedoch vor allem aus Gründen der Preisfestsetzung oft schwierig. Die gewinnträchtigeren Industriezweige lagen vor allem in Slowenien und Kroatien. Ende der 1950er und in den 1960er Jahren verfiel die Wirtschaftskraft stetig. 1961 wurden große Teile Bosniens offiziell zur unterentwickelten Region erklärt. Das bosnische Volkseinkommen lag 1947 um 20%, 1967 um 38% unter dem Landesdurchschnitt. Bosnien hatte Anfang der 1970er Jahre nach dem Kosovo die höchste Säuglingssterblichkeit und die höchste Analphabetismusrate innerhalb Jugoslawiens. Während der 1950er und 1960er Jahre zogen jährlich ca. 16.000 Menschen aus Bosnien fort - meist Serben, die in Serbien leben wollten. Dies trug dazu bei, dass Mitte der 1960er Jahre die Muslime die Serben als stärkste Volksgruppe überholten. Eine Wende in der bosnischen Wirtschaft trat mit der Institutionalisierung einer muslimischen „Nation“ in den späten 1960er Jahren ein. Damals entstanden auch andere große Werke und Unternehmen, die sich dem zivilen Markt zuwandten. Sie arbeiteten oft auch erfolgreich im Ausland. In den 1970er Jahren wurden im Zuge der Dezentralisierung Jugoslawiens aus mehr oder weniger politischen Gründen große industrielle Projekte gefördert und Hochhaussiedlungen in den Vorstädten errichtet. Anfang der 1980er Jahre gab es in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo einen Bauboom, der vor allem durch die Olympischen Winterspiele angeregt wurde, die 1984 ausgetragen wurden. In Sarajevo entstand unter dem Namen TAS (Tvornica Automobila Sarajevo) ein Gemeinschaftsunternehmen mit der Volkswagen AG, das ab 1983 bis 1992 jährlich rund 35.000 Fahrzeuge baute. In den 1980er Jahren erlangte der Agrarkonzern "Agrokomerc" Berühmtheit. Das Schuldenvernebelungskonzept dieses Konzerns im westbosnischen Velika Kladuša war die erste private Geldschöpfung größeren Stils in Jugoslawien. Der Konzern hatte in den 1960er Jahren als Geflügelfarm begonnen und war unter seinem charismatischen Direktor
Fikret Abdić so sehr gewachsen, dass er 1987 13.000 Menschen in der Region beschäftigte und zu den dreißig größten Unternehmen Jugoslawiens gehörte. Ranghohe Mitglieder der bosnischen Regierung waren mit dem Unternehmen verbunden. Das Unternehmen hatte ungedeckte Wechsel im Wert von 500 Millionen Dollar ausgestellt, was die Existenz von 63 landesweit in die Affäre verwickelten Banken aufs Spiel setzte. In der Folge musste der bosnisch-herzegowinische Vertreter im jugoslawischen Präsidium Hamdija Pozderac, der im nächsten Jahr Präsident geworden wäre, zurücktreten. Abdić und weitere 100 Leute wurden verhaftet, der Präsident der Nationalbank der Teilrepublik wurde entlassen. Der gesamten Region drohte ein Rückfall in eine soziale Misere. Es gab Gerüchte, die serbische Führung habe schon zu diesem Zeitpunkt die Destabilisierung Bosnien und Herzegowinas angestrebt und diesen „Staatsbankrott auf Teilrepublikebene“ inszeniert, um die prominentesten muslimischen Politiker zu Fall zu bringen. Die Episode war bezeichnend für eine Entwicklung, die ganz Jugoslawien plagte: der Zusammenbruch eines insgesamt wenig effektiven Wirtschaftssystems, das weitgehend auf geliehenem Geld beruhte und auf engen Verbindungen zur Klasse der höheren Politiker, die Macht und persönlichen Reichtum daraus bezogen. Die stark angewachsene Auslandsverschuldung und der Rückgang von Devisenüberweisungen durch im Ausland lebende Arbeitskräfte führte zu heftigen Auseinandersetzungen der Teilrepubliken um den internen Finanzausgleich, besonders um die knappen Deviseneinnahmen. Die Unzufriedenheit großer Teile der Bevölkerung unter anderem wegen der hohen Inflations- und Arbeitslosenraten, aber auch wegen der verkrusteten politischen Strukturen war schließlich der Nährboden für den Erfolg der zunehmenden nationalistischen Propaganda einiger Politiker.
1989-1991 [Bearbeiten] Seit Sommer 1989 wurde von serbischer Seite eine „Gefährdung der Serben“ in Bosnien behauptet. Höhere bosnische Beamte drückten im Herbst 1989 die Befürchtung aus, dass Serbien und Kroatien versuchen würden „die Grenzen neu zu ziehen“. Eine Sondersitzung der Kammern des bosnischen Parlaments wies im März 1990 Gedanken an Änderungen der bosnischen Grenzen zurück. Der Bund der Kommunisten Jugoslawiens war Anfang 1990 zerbrochen. Mehrere neue Parteien wurden gegründet, darunter ein Ableger von Tuđmans HDZ. Teil des politischen Programms der HDZ war zunächst, die bosnischen Grenzen unverletzt zu erhalten. Im Mai 1990 wurde die Partei der demokratischen Aktion (SDA) als größte muslimische Partei gegründet. Vorsitzender wurde Alija Izetbegović, der 1988 aus dem Gefängnis entlassen worden war. Die SDA betonte einerseits die religiöse Komponente, z.B. in den öffentlichen Symbolen (grüne Fahnen und Halbmonde), andererseits den Pluralismus einer multinationalen und multireligiösen Republik. Die Spannungen zwischen diesen beiden Elementen führten unter anderem dazu, dass im September 1990 der bisherige SDA-Führer Adil Zulfikarpašić eine eigene Partei mit ausdrücklich nichtreligiösem Programm gründete: die Muslimische Bosnische Organisation (MBO). Während Izetbegović mit dem religiösen Element der „religiösen oder nationalen Identität“ verbunden wurde, versuchte Zulfikarpašić die Basis für eine Politik zu legen, die mehr als nur Bestätigung ihrer
nationalen Identität anstrebte. Im Juli 1990 wurde die Serbische Demokratische Partei in Bosnien gegründet. Sie trat unter der Abkürzung „SDS“ auf - wie die Partei, die schon für Autonomie in der kroatischen „Krajina“ geworben hatte. In ihrem Programm für die Wahlen am 18. November 1990 trat sie vage für die „Verteidigung serbischer Rechte“ ein, sprach aber nicht von einer Aufteilung Bosniens, geschweige denn von einer kriegerischen. Daneben kandidierten die Reformkommunisten und der von Ministerpräsident Marković begründete „Bund der Reformkräfte “ als ausdrücklich jugoslawisch gesinnte Gruppierungen. Bei den Wahlen für die beiden Parlamentskammern gewannen die SDA 86 Sitze (von 240), die MBO 13 Sitze, die SDS 72, die HDZ 44, die Reformkommunisten und ihre Verbündeten 14 und die Partei Markovićs 12 Sitze. Izetbegović hätte mit einer Koalition aus Muslimen und Kroaten regieren können, bildete aber eine förmliche Koalition zwischen den drei größten Parteien, was ihm später als Zeichen seiner Gutgläubigkeit zugerechnet wurde. Als die Regierung Ende 1990 antrat, war die allgemeine Lage in Jugoslawien sehr angespannt (vgl. Jugoslawienkriege). Slobodan Milošević drohte Anfang 1991 öffentlich, er werde ganze Territorien Kroatiens und Bosniens annektieren, wenn jemand den Versuch unternähme, die Bundesstruktur Jugoslawiens durch eine lockerere Bündnisstruktur zu ersetzen. Die bosnische Regierung stand bei Debatten über die föderale Struktur einerseits auf Seiten Sloweniens und Kroatiens, konnte diese aber nicht absolut unterstützen. Viele Bosnier waren beunruhigt durch die Aussicht, dass Bosnien-Herzegowina Serbien vollends ausgeliefert wäre, wenn die beiden Republiken Jugoslawien verlassen würden. Serbien stellte indessen die beabsichtigten Grenzen Kroatiens und Bosniens offen in Frage. Im Mai 1991 begann die bosnische SDS, die Abtrennung großer Teile Nord- und Westbosniens zu fordern. Sie sollten mit der kroatischen „Krajina“ zu einer neuen Republik vereinigt werden. Drei Gebiete Bosniens mit überwiegend serbischen Einwohnern wurden von der SDS zu „Serbischen autonomen Regionen“ erklärt. Im Juli 1991 wurde klar, dass es regelmäßige Waffenlieferungen aus Serbien an Einheiten der bosnischen Serben gab. Anfang August 1991 unternahm Zulfikarpašić, der Führer der MBO, den Versuch, ein „historisches Übereinkommen“ mit der SDS zu treffen, das die Unversehrtheit der bosnischen Republik garantieren sollte. Ein solches Abkommen zwischen einer großen und einer kleinen Partei hätte jedoch keinen konstitutionell verbindlichen Status gehabt. Izetbegovic protestierte mit der Begründung, dass die Kroaten nicht einmal konsultiert worden waren. Einige Tage nach seiner Kritik erklärten die Vertreter der SDS, dass sie nun die Sitzungen des Staatspräsidiums boykottieren würden. Der nächste Schritt der SDS-Führung war im September 1991 die Einbeziehung der jugoslawischen Bundesarmee zum „Schutz“ der „serbischen autonomen Regionen“. Bundestruppen wurden in die Herzegowina verlegt und legten Ende September die „Grenzen“ der „serbischen autonomen Region Herzegowina“ fest. Andere Armeestützpunkte auf bosnischem Territorium (u.a. Banja Luka) wurden für militärische Aktionen gegen Kroatien genutzt. Bedeutende Kommunikationszentren wurden von der Armee besetzt. Im Winter 1991/92 wurden um die größeren bosnischen Städte Stellungen für schwere Artillerie gebaut. Als im Januar/Februar 1992 die Kämpfe in Kroatien zu
Ende gingen, wurden Panzer und Artillerie der Bundesarmee mit Billigung der UN „abgezogen“, d.h. nach Bosnien verlegt. Der dahinter stehende politische Plan war beim Parteitag der Serbischen Sozialistischen Partei am 9. Oktober 1991 vorgestellt worden: „In dem neuen jugoslawischen Staat wird es mindestens drei bundesstaatliche Einheiten geben: Serbien, Montenegro und eine vereinigtes Bosnien-Knin. Wenn die bosnischen Muslime in dem neuen jugoslawischen Staat zu verbleiben wünschen, können sie das tun. Wenn sie abzufallen versuchen, müssen sie wissen, dass sie rings von serbischem Gebiet umschlossen sind.“ Im bosnischen Parlament wurde diskutiert, ob Bosnien seine Souveränität erklären sollte. Bevor es dafür stimmte, wies Radovan Karadžić die SDS-Abgeordneten an, das Parlament zu verlassen und errichtete in Banja Luka eine sogenannte „Serbische Nationalversammlung“. Die Haltung Kroatiens und der bosnischen Kroaten gegenüber einem möglichen unabhängigen Bosnien-Herzegowina war uneinheitlich: eine kleinere Partei in Kroatien, die „Partei der Rechte“ forderte die Annexion ganz Bosniens durch Kroatien. Die bosnisch-herzegowinische HDZ fand sich in einer schwierigen Lage. Die bosnischen Kroaten in Mittel- und Nordostbosnien hatten ein Interesse an einem stabilen BosnienHerzegowina. Viele Kroaten in der Herzegowina hätten sich dagegen gerne dem neu entstandenen unabhängigen Kroatien angeschlossen. Es gab Gespräche mit Tuđman, in denen er seine Bereitschaft erklärte, eine „Garantie“ für die Respektierung eines unabhängigen bosnischen Staates zu geben, aber auch gegenteilige Äußerungen von seiner Seite. Bei einer Begegnung mit Milošević im März 1991 in Karadjordjevo einigten beide sich nicht ausdrücklich auf eine Teilung Bosnien-Herzegowinas, sprachen aber über einen „serbisch-kroatischen Ausgleich“ und waren nicht bereit, einen unabhängigen bosnischen Staat zu unterstützen. Auch war Tuđmans Meinung bekannt, BosnienHerzegowina sei „durch osmanische Okkupation der ehemals kroatischen Gebiete” entstanden, alle bosnischen Muslime würden sich „doch als Kroaten fühlen“ und der kroatische Staat solle wieder „in seinen historischen Grenzen“ hergestellt werden. Mehrfach wurde Tuđman vorgeworfen, durch sein 1992 häufiger wiederholtes Reden über eine Teilung Bosniens die für Kroatien wichtige Allianz mit den Muslimen immer wieder gefährdet und die serbische Seite noch ermuntert zu haben, ihrerseits den entstehenden bosnischen Staat nicht zu akzeptieren.
Krieg in Bosnien-Herzegowina 1992 bis 1995 [Bearbeiten] siehe Hauptartikel: Bosnienkrieg Von den Kriegen, die in der ersten Hälfte der 1990er Jahre in den Nachfolgestaaten der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien geführt wurden, war der in Bosnien und Herzegowina am langwierigsten und - was die Zahl der Opfer betrifft - am schwersten (siehe Jugoslawienkriege). Nach dem 10-Tage-Krieg in Slowenien und nach der ersten Phase des Kriegs in Kroatien, während der ein Drittel der Fläche Kroatiens unter serbische Kontrolle kam, spitzte sich die politische Situation in BosnienHerzegowina Ende 1991 krisenhaft zu. Sowohl Serben als auch Kroaten meldeten
Ansprüche auf weite Teile Bosnien-Herzegowinas an. Die Spannungen eskalierten nach der Ausrufung einer "Republik des serbischen Volkes in Bosnien-Herzegowina" durch ein selbsternanntes "Parlament" im Januar 1992 und einem Referendum, in dem die kroatische und bosniakische Bevölkerung Bosnien-Herzegowinas am 1. März 1992 eine Mehrheitsentscheidung für die Unabhängigkeit getroffen hatte. Unmittelbar danach flammten an mehreren Orten heftige Kämpfe auf. Zu Beginn kämpften auf der serbischen Seite Freischärlerverbände, die sich Mitte Mai zur "Armee der Serbischen Republik Bosnien-Herzegowina" zusammenschlossen. Auf der Gegenseite kämpften bosniakische und kroatische Verbände. Die bosniakischen Einheiten wurden im Sommer 1992 zur bosnischen Regierungsarmee zusammengefasst. Die bosnisch-kroatischen Verbände bildeten den Kroatischen Verteidigungsrat (HVO), der von Kroatien aus geführt wurde. Die bosnisch-serbische Armee war durch ihre Zusammenarbeit mit der Jugoslawischen Volksarmee (JNA) zunächst weit überlegen und kontrollierte Anfang Juni 1992 60% des bosnischen Territoriums. Ihnen stand eine unbeständige Allianz der bosnischen Kroaten und Bosniaken gegenüber, die ab Oktober 1992 zunehmend auch gegeneinander kämpften. Ziel der Serben und Kroaten war, so viel Land wie möglich zu erobern, um auf den seit September laufenden Genfer Friedensverhandlungen günstigere Verhandlungspositionen für spätere Gebietsaufteilungen zu erzielen. Sanktionsmaßnahmen der internationalen Staatengemeinschaft wie ein Wirtschafts- und Erdölembargo gegen Restjugoslawien, eine Flugverbotszone über Bosnien-Herzegowina, Wirtschaftssanktionen der Europäischen Gemeinschaft sowie eine Seeblockade durch NATO und WEU konnten den Krieg nicht eindämmen. Das Embargo schadete in erster Linie den Bosniaken, während die Serben auf große Vorräte der Jugoslawischen Armee zurückgreifen konnten und die Kroaten schon vorher über Ungarn im großen Umfang Waffen eingeführt hatten. So standen die Bosniaken mit Leichtfeuerwaffen gegen serbische und kroatische Panzer. Im Juni 1992 beschloss der UN-Sicherheitsrat die Entsendung von UNPROFOR-Truppen zur Kontrolle des Flugplatzes in der Nähe der von Serben belagerten Hauptstadt Sarajevo, um humanitäre Hilfsflüge zu ermöglichen. Ende Juni 1992 konzentrierten sich die Kämpfe auf die ostbosnischen bosniakischen Enklaven (z.B. Goražde, Žepa und Srebrenica), die Region um Mostar und den sogenannten „Nordkorridor“ bei Brčko, einem Verbindungsstück zwischen serbisch besiedelten und besetzten Gebieten. Einige Gebiete (zumeist mit traditioneller Mehrheit an serbischer Bevölkerung) standen von Anfang an unter serbischer Kontrolle. Hier kam es nicht zu offenen Kämpfen; allerdings wurde die nichtserbische Bevölkerung massiv vertrieben (sogenannte „ethnische Säuberungen“) und es kam oft zu grausamen Massakern an der Zivilbevölkerung. Die Zahl der Flüchtlinge stieg rasant. Offene Kämpfe gab es außer in Nordostbosnien auch in der Herzegowina. Dort stießen vor allem serbische und kroatische Truppen aufeinander. Bosniaken aus der östlichen Herzegowina waren zunächst nach Westen geflohen und hatten bei den mehrheitlich kroatischen Truppen mitgekämpft. Als später Kämpfe zwischen Kroaten und Bosniaken ausbrachen, gerieten sie (z.B. in der Osthälfte von Mostar) in eine Art Falle.
IFOR-Stationierungen 1995 in Bosnien-Herzegowina
Politische Gliederung (Dayton 1995) Von Juni 1992 bis August 1995 überfielen bosnisch-muslimische Streitkräfte unter der Führung von Naser Orić mindestens 50 serbische Städte und Gemeinden im Osten Bosniens und richteten massive Zerstörungen an. Zahlreiche serbische Zivilisten wurden vertrieben oder gefangengenommen, gefoltert und ermordet, unter anderem in der Polizeistation von Srebrenica, das in diesem Zeitraum von bosnisch-muslimischen Truppen kontrolliert wurde. Anfang Juli 1992 rief die „Kroatische Demokratische Gemeinschaft in BosnienHerzegowina“ im herzegowinischen Ort Grude die „Kroatische Republik Herceg-Bosna“ mit Hauptstadt Mostar aus. Im August 1992 berichtete der amerikanische Journalist Roy Gutman erstmals über Massenmorde in von bosnischen Serben betriebenen Internierungslagern, insbesondere in Omarska in der Nähe von Prijedor (Nordwestbosnien). Flüchtlinge berichteten ebenfalls über solche Lager, in denen insgesamt mehr als 100.000 Menschen interniert seien. Später berichteten sie, in speziellen Lagern seien tausende von muslimischen Frauen von Serben vergewaltigt worden. Die Vereinten Nationen berichteten jedoch auch von zahlreichen bosnisch-muslimischen und kroatischen Internierungslagern, in denen serbische Zivilisten festgehalten, gefoltert und getötet worden seien. Im Oktober 1992 begannen in Zentralbosnien Kämpfe zwischen den bisher verbündeten Kroaten und Bosniaken. Das Jahr 1993 war von einer Vielzahl gescheiterter Friedenspläne (u.a. Vance-OwenPlan, Owen-Stoltenberg-Plan), zahllosen eingegangenen und kurz darauf wieder
gebrochenen Waffenstillständen und zunehmend verworreneren Frontverläufen gekennzeichnet. 1993 wurde u.a. Srebrenica zur UN-Schutzzone erklärt. Am 8. Januar 1993 erschossen bosnische Serben den stellvertretenden bosnischen Premierminister Hakija Turajlić, der sich in Sarajevo mit einen UN-Konvoi auf dem Weg vom Flughafen zum Regierungssitz befand, an einem Kontrollpunkt in seinem Auto. [4][5] 1995 erfolgte der Friedensschluss von Dayton, wobei das Land in zwei Entitäten aufgeteilt wird: Föderation Bosnien und Herzegowina und Republika Srpska unter einem gemeinsamen Dach, dem Staat Bosnien und Herzegowina. Der Präsident der Europäischen Union, Romano Prodi, legte 2004 einen Plan (Integrated Rehabilitation Project Plan / Survey of the Architectural and Archaeological Heritage (IRPP/SAAH)) zur Konservierung und Schutzwürdigkeit von 20 ausgewählten und von diesem Krieg in Mitleidenschaft gezogenen Baudenkmalen oder Denkmalensembles in Bosnien-Herzegwina vor.[6] Zahlreiche Kulturschätze von regionaler und europäischer Bedeutung wurden durch Kriegshandlungen vernichtet. Besonders betroffen waren davon Bibliotheken und museale Sammlungen.[7]
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Sarajevo Сарајево
Basisdaten Staat: Bosnien und Herzegowina Entität: Föderation Kanton: Sarajevo 43° 52′ N, Koordinaten: 18° 26′ O43.85972222222218.431111111111511Koordinaten: 43° 51′ 35″ N, 18° 25′ 52″ O Höhe: 511 m. i. J. Fläche: 141,5 km² Einwohner: 304.065 (2007) Bevölkerungsdichte: 2.149 Einwohner je km² Telefonvorwahl: +387 (0) 33 Struktur und Verwaltung Gemeindeart: Stadt
Bürgermeister: Webpräsenz:
Alija Behmen (SDP) www.sarajevo.ba
Panoramablick von Osten aus über Sarajevo
Historische Stadtansicht von Sarajevo um 1900
Altes Rathaus, später Nationalbibliothek, jetzt Ruine Sarajevo (kyrillisch Сарајево; dt. auch Sarajewo; türkisch: Saraybosna) ist die Hauptstadt und Regierungssitz von Bosnien und Herzegowina, der Föderation Bosnien und Herzegowina (Federacija Bosne i Hercegovine/FBiH) und des Kantons Sarajevo. Zudem war es bis 2008 offizielle Hauptstadt der Republika Srpska. Die Stadt Sarajevo hat 304.000 Einwohner, im Großraum Sarajevo, der den gesamten Kanton Sarajevo der Föderation sowie das zur Republika Srpska gehörende Istočno Sarajevo (Ost-Sarajevo) umfasst, leben ungefähr 500.000 Menschen. Damit ist Sarajevo das einwohnerreichste städtische Zentrum des Landes.
Inhaltsverzeichnis [Verbergen] •
1 Geografie o 1.1 Klima
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2 Geschichte o 2.1 Krieg in Bosnien 3 Bevölkerung o 3.1 Religion 4 Politik o 4.1 Definitionen für „Sarajevo“ o 4.2 Stadtverwaltung o 4.3 Partnerstädte 5 Wirtschaft und Infrastruktur o 5.1 Verkehr 5.1.1 Flughafen o 5.2 Bildung 6 Kultur und Sehenswürdigkeiten o 6.1 Bauwerke o 6.2 Sport 7 Persönlichkeiten o 7.1 Söhne und Töchter der Stadt o 7.2 Persönlichkeiten, die in Sarajevo gewirkt haben 8 Literatur 9 Einzelnachweise 10 Siehe auch
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11 Weblinks
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Geografie [Bearbeiten] Die Stadt erstreckt sich in West-Ost-Richtung in der Ebene von Sarajevo inmitten des Dinarischen Gebirges. Der Fluss Miljacka fließt durch die Stadt; die Bosna entspringt westlich der Stadt, in der Gemeinde Ilidža. Die Ebene wird überragt von den Bergen der Bjelašnica und des Igman im Südwesten sowie der Jahorina und des Trebević im Südosten. Das Stadtzentrum liegt 511 Meter über dem Meeresspiegel. Die Vororte reichen hinauf bis auf über 900 Meter. Die die Stadt umgebenden zumeist bewaldeten Berge sind bis zu 2.000 Meter hoch. Direkt östlich von Sarajevo liegt der Ort Pale, der während des letzten Krieges das Zentrum der bosnischen Serben war.
Klima [Bearbeiten] Das Klima in Sarajevo ist gemäßigt und leicht kontinental geprägt. Die jährliche Durchschnittstemperatur liegt bei 9,5 °C; der durchschnittliche jährliche Niederschlag beträgt 932 mm. Dabei ist der wärmste Monat der August, der kälteste der Januar. Die meisten Niederschläge fallen im September, wogegen der März der trockenste Monat ist.
Die tiefste jemals gemessene Temperatur lag bei -21,8 °C (am 24. Januar 1963), die höchste bei 37,4 °C (am 24. Juli 1987)[1].
Geschichte [Bearbeiten] Gegen Ende des 15. Jahrhunderts hatte ein türkischer Statthalter sein Domizil am Ufer der Miljacka aufgeschlagen. Nach jenem Saray (türk. Schloss) wurde schon wenig später die rasch aufblühende Stadt Sarajevo benannt.[2] Der Name der Stadt wurde offenbar vom türkischen sarây bzw. saray ova abgeleitet, das der heutigen deutschen Bezeichnung Serail entspricht. Im Jahr 1238/39 wurde in einer Urkunde des ungarischen Königs Béla IV. in Zusammenhang mit dem Bau der Sankt-Peter-Kathedrale erstmals eine slawische Siedlung namens Vrhbosna erwähnt. Ab 1463 erfolgte mit dem Beginn der osmanischen Herrschaft unter Isa-Beg Isaković, einem zum Islam übergetretenen Slawen, der Ausbau der Stadt. Seit 1850 war Sarajevo Hauptstadt der Provinz Bosnien im Osmanischen Reich, nach 1878 dann Verwaltungszentrum des durch Österreich-Ungarn dominierten "Kondominiums". Im Juni 1914 war die Stadt Schauplatz des tödlichen Attentates auf Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie, welches zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs beitrug. Nach 1918 kam Sarajevo mit Bosnien zum Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen. Im Zweiten Weltkrieg zählte das Land zwischen 1941 und 1945 zum Unabhängigen Staat Kroatien, nach dessen Zusammenbruch und dem Kriegsende wurde Sarajevo 1945 Hauptstadt der Teilrepublik Bosnien und Herzegowina innerhalb Jugoslawiens. 1984 fanden die Olympischen Winterspiele in Sarajevo und den Gebirgen seiner Umgebung statt. Seit 1992 ist es die Hauptstadt des souveränen Staates Bosnien und Herzegowina. Dessen Unabhängigkeitserklärung von Jugoslawien führte zum Bosnienkrieg, in welchem Sarajevo heftig umkämpft war.
Krieg in Bosnien [Bearbeiten]
Während der Belagerung zerstörte Straßenzüge in Sarajevo Hauptartikel: Belagerung von Sarajevo
Während des Krieges war Sarajevo in einen von der Regierung Bosnien und Herzegowina kontrollierten bosniakisch-kroatischen und einen von der Republika Srpska kontrollierten serbischen Teil geteilt, die sich gegenseitig beschossen. Der von den Regierungstruppen kontrollierte Teil, zu dem unter anderem das Stadtzentrum und die Altstadt gehörten, wurde genau 1.425 Tage lang von den Truppen der damaligen bosnisch-serbischen Armee belagert. Die Belagerung von Sarajevo begann am 5. April 1992 und ist die längste Belagerung in der Geschichte der Stadt. Der Stadtkern von Sarajevo war vollständig umzingelt. Der Belagerung und den Kämpfen fielen nach Angaben der Regierung BosnienHerzegowinas 10.615 Menschen aller Volksgruppen, unter ihnen 1.601 Kinder zum Opfer. Durch Granaten, Minen oder Scharfschützen wurden rund 50.000 Menschen verletzt, teilweise schwer.
Bevölkerung [Bearbeiten]
Straßenszene in Sarajevo um 1900 Bei der Volkszählung 1991 bezeichneten sich 49,3 % der Einwohner Sarajevos als Bosniaken, 29,8 % als Serben und 6,7 % als Kroaten. Zu Beginn des Krieges flohen die meisten serbischen und kroatischen Einwohner aus der Stadt, auch wegen der anstehenden Belagerung der Stadt durch die VRS. Heute stellen die Bosniaken mit 78,3 % die Bevölkerungsmehrheit.[3]
Religion [Bearbeiten] Sarajevo ist Sitz des Großmuftis der bosnisch-herzegowinischen Muslime, des Metropoliten der serbisch-orthodoxen Kirche und eines Erzbischofs der römischkatholischen Kirche. In Sarajevo werden eine Vielzahl verschiedener Religionen ausgeübt. In der Stadt findet man Moscheen, Kirchen und Synagogen nicht weit voneinander entfernt. Deswegen wird die Stadt gelegentlich Klein-Jerusalem oder auch Europäisches Jerusalem genannt.
Kaisermoschee
Serbisch-orthodoxe Kathedrale
Römisch-katholische Kathedrale
Die Synagoge
Politik [Bearbeiten]
Präsidentenpalast und Präsidentensitz von Bosnien und Herzegowina
Lage der vier Stadtgemeinden im Kanton Sarajevo
Die Miljacka
Definitionen für „Sarajevo“ [Bearbeiten] Das ehemalige Gebiet der Stadt Sarajevo liegt auf beiden Seiten der innerbosnischen Entitätengrenze zwischen der Föderation Bosnien und Herzegowina und der Republika Srpska. Während sich der größte Teil des bebauten Gebietes - die Altstadt (Stari grad)
und Neustadt (Novi grad) - auf dem Gebiet der Föderation befindet, zählen einige im Ausbau begriffene Vorstädte im Süden zur Republika Srpska. In der Föderation ist die Stadt Sarajevo in vier Stadtgemeinden unterteilt. Es sind dies Stari Grad (Altstadt), Centar (Zentrum), Novi Grad (Neustadt) und Novo Sarajevo (NeuSarajevo). Die Gemeinden Vogošća und Ilidža gehören sowohl historisch als auch baulich nicht zur eigentlichen Stadt. Der zur Republika Srpska gehörige Teil Sarajevos wird als Istočno Sarajevo (OstSarajevo) bezeichnet. Er unterteilt sich in 7 Gemeinden, von denen aber nur Istočno Novo Sarajevo als zum eigentlichen Stadtgebiet gehörig bezeichnet werden kann. Die restlichen 6 Gemeinden sind überwiegend ländlich geprägt und von der Stadt Sarajevo durch Gebirgszüge und/oder Wälder getrennt. Trotzdem hat Istočno Sarajevo den Status einer Stadt.
Stadtverwaltung [Bearbeiten] Die Stadt Sarajevo in der Föderation ist eine istrative Einheit aus 4 Gemeinden mit jeweils eigener Verwaltung. Das Oberhaupt der Stadtverwaltung ist der Bürgermeister. Sei dem 14. Juni 2005 ist Semiha Borovac (SDA) die erste Bürgermeisterin in der Stadtgeschichte. Als Legislative fungiert ein Stadtrat (Gradsko vijeće) mit 28 Abgeordneten, dessen Stimmverhältnisse sich aus den Wahlergebnissen in allen 4 Gemeinden zusammensetzen.
Partnerstädte [Bearbeiten] Sarajevo unterhält internationale Städtepartnerschaften mit folgenden Städten:
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Amsterdam (Niederlande) Ankara (Türkei), seit 1994 Baku (Aserbaidschan), seit 1972 Barcelona (Spanien), seit 1996 Budapest (Ungarn), seit 1995 Bursa (Türkei), seit 1979 Calgary (Kanada), seit 1986 Collegno (Italien), seit 1994 Coventry (Vereinigtes Königreich), seit 1957 Dayton (USA), seit 1999 Ferrara (Italien), seit 1978 Friedrichshafen (Deutschland), seit 1972 Innsbruck (Österreich), seit 1980 Istanbul (Türkei), seit 1997
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Kuwait-Stadt (Kuwait), seit 1998
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Madrid (Spanien), seit 2007 Magdeburg (Deutschland), seit 1977 Neapel (Italien), seit 1976 Prato (Italien), seit 1995 Serre Chevalier (Frankreich), seit 1995 Stockholm (Schweden), seit 1997 Tirana (Albanien), seit 1996 Tianjin (Volksrepublik China), seit 1981 Tlemcen (Algerien), seit 1964 Tripolis (Libyen), seit 1976 Venedig (Italien), seit 1994 Wolfsburg (Deutschland), seit 1985 Zagreb (Kroatien), seit 2001
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Ljubljana (Slowenien), seit 2002
Wirtschaft und Infrastruktur [Bearbeiten]
Stadtansicht von Sarajevo Durch den Balkan-Krieg kam die Wirtschaft in Sarajevo zum Erliegen, doch langsam erholt sich der Markt im ganzen Land wieder. Vor 1992 war Sarajevo das Handels- und Industriezentrum von Bosnien und Herzegowina; in der Nachkriegszeit gab es in der Stadt fast keine aktiven Industriekomplexe mehr. In Sarajevo befindet sich die Automobilfabrik Volkswagen Sarajevo d.o.o., in welcher VW-Fahrzeuge für den südosteuropäischen Markt produziert werden. Die Stadt ist Sitz der 1997 gegründeten Zentralbank von Bosnien und Herzegowina sowie der landesweit größten Börse. Zu den größten ansässigen Unternehmen gehören B&H Airlines, BH Telecom, Bosnalijek, Energopetrol, die Fabrika Duhana Sarajevo (Tabakfabrik) und die Sarajevska pivara (Brauerei).
Verkehr [Bearbeiten] Sarajevo ist das Zentrum des Straßenverkehrs in Bosnien und Herzegowina. Sieben große Magistralstraßen verbinden die Hauptstadt mit den anderen Landesteilen. Nach Norden führen die M5 (in Richtung Travnik, Banja Luka, Bihać), die M17 (nach Zenica und Doboj) sowie die M18 (nach Tuzla). In östliche Richtungen verlaufen die M5 (nach Višegrad und Goražde) sowie die M19 (nach Zvornik). Im Süden führt die M18 über Foča nach Dubrovnik bzw. Montenegro. Nach Westen führt ebenfalls die M17 (Richtung Mostar). Seit 2003 hat Sarajevo einen eigenen Autobahnanschluss zur A1, welche die Stadt mit Ilijaš und Visoko verbindet. Ein Ausbau bis Zenica und weiter in Richtung Budapest ist in Planung. Zudem soll eine Stadtautobahn in Sarajevo gebaut werden. Sie soll auf einer Strecke von 2,6 km die Stadtteile Ciglane und Pofalići verbinden. Schon vor den Olympischen Spielen wurden zwei Tunnel (700 m) dafür gebaut, aber wegen Geldproblemen konnte man nicht die ganze Autobahn bauen. Heute wird nur ein Tunnel benutzt. Die Autobahn soll 2008 fertig gestellt werden.
Es gibt tägliche Bahnverbindungen nach Zagreb, Zenica, Budapest, Banja Luka, Doboj, Belgrad, Mostar und Ploče. Die Verbindung nach Budapest wurde im Frühjahr 2002 wieder aufgenommen. Die Stadt ist über ein gut ausgebautes Netz von Busverbindungen zu erreichen. Busse von Belgrad aus fahren fast ausschließlich in den serbischen Teil der Stadt, Istočno Sarajevo. Als öffentliche Verkehrsmittel existieren in der Stadt die Straßenbahn (seit 1885) mit 7 Linien, Trolleybus mit 5 Linien, sowie etliche Buslinien, die von Minibussen und Autobussen bedient werden. Der öffentliche Nahverkehr wird von der Firma JKP GRAS Sarajevo betrieben. Vor dem Bosnienkrieg wurde eine Metro geplant, jedoch nie gebaut. Flughafen [Bearbeiten] Der internationale Flughafen Sarajevo liegt im Stadtteil Dobrinja. Er verfügt über eine 2.600 m lange Start- und Landebahn und wurde am 2. Juni 1969 eröffnet. Es gibt tägliche Verbindungen nach München, Frankfurt, Köln/Bonn, Kopenhagen, Ljubljana, Wien, Zagreb, Budapest, Mailand, Istanbul und Belgrad. Im Bosnienkrieg wurde der Flughafen in der Nacht vom 4. zum 5. April 1992 von bosnischen Serben besetzt. Im Juni 1992 wurde der Flughafen von der UNPROFOR übernommen. Er wurde im Krieg 1992-1995 stark beschädigt. Am 16. August 1996 wurde er wieder für den Zivilverkehr geöffnet. 2001 wurde der Flughafen von Grund auf saniert und erhielt vom Airport Council International, im Juni 2005 die Auszeichnung "Bester europäischer Flughafen" in der Kategorie: Flughafen unter 1.000.000 agiere. Von Juni 1992 bis 1996 wurde der Flughafen nur von Militärflugzeugen genutzt. Humanitäre Hilfe für Sarajevo, ausländische Journalisten, Künstler, Politiker, Unterhändler, Diplomaten und Einwohner mit UN, Presse- oder UNHCR-Ausweisen wurden hier abgefertigt. Der Flughafenbetrieb hing sehr stark von den politischen Zielen und militärischen Aktivitäten der Belagerer ab. In Wahrheit kontrollierten aber nicht die französischen Blauhelme, sondern die Belagerer den Flughafen. Vor der Fertigstellung des Sarajevo-Tunnels 1993 konnten die Einwohner die belagerte Stadt nur über die Startund Landebahn verlassen und erreichen. Der Flughafen wurde durch Stacheldraht, Gräben und weitere Hindernisse der UNPROFOR gesichert. Die fliehenden Bewohner mussten nicht nur den Scharfschützen entkommen, sondern auch den weißen UNTransport- und Patrouillenfahrzeugen, die das Überqueren der Start- und Landebahn verhindern wollten. Die Zahl der Todesopfer und Verletzten auf der Start- und Landebahn wurde täglich im Radio bekanntgegeben. Mehrere Male während der Belagerung organisierte die UNPROFOR Transporte für Zivilisten über die Start- und Landebahn.
Bildung [Bearbeiten]
Universitätsgebäude In Sarajevo existieren 46 Grundschulen (Klassen 1-8) und 33 höhere Schulen (Klassen 913)[4]. Die Universität Sarajevo besteht seit den 1940er Jahren. Darüber hinaus gibt es verschiedene andere Hochschulen. Die Stadt beherbergt ca. 40.000 Studierende. Die im Bosnienkrieg schwer beschädigte Nationalbibliothek beherbergte zuvor eine der wichtigsten literarischen Sammlungen Osteuropas.
Kultur und Sehenswürdigkeiten [Bearbeiten]
Baščaršija-Platz in der Altstadt In Sarajevo befinden sich zahlreiche Theater, Museen und Kultureinrichtungen.
Nationaltheater In der Stadt finden jährlich verschiedene wichtige Kulturveranstaltungen statt: das Sarajevo Film Festival, das Jazz-Festival, "Baščaršijske noći", das Kulturfestival "MESS" und "Sarajevska Zima" (Sarajever Winter).
Sarajevo hat eine sehenswerte, orientalisch geprägte Altstadt mit mehreren Moscheen und Kirchen, dem Baščaršija-Platz (Basar) und zahlreichen Geschäften. Die Altstadt wurde nach dem Krieg renoviert.
Bauwerke [Bearbeiten]
Akademie der Künste, früher evangelische Kirche Gotteshä • • • • •
Gazi-Husrev-Beg-Moschee - 1530-1531 von Baumeister Adzem Esija Ali erbaut Kaisermoschee - 1566 Alte orthodoxe Kirche - 16. Jahrhundert Römisch-katholische Kathedrale - 1889 Orthodoxe Kathedrale - 1882
Weitere • • • •
Akademie der Bildenden Künste (ehemals Evangelische Kirche) - 19. Jahrhundert Universitätsgebäude - 19. Jahrhundert Despića kuća (Despića-Haus, traditionelles Haus einer serbischen Kaufmannsfamilie, heute Museum) Lateinerbrücke (ehemals Princip-Brücke) - 1798
Die Hauptpost von Sarajevo •
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Nationalbibliothek (Vijećnica) - erbaut im 19. Jahrhundert als Rathaus von Sarajevo, seit 1948 als National- und Universitätsbibliothek genutzt, im Krieg 1992 schwer beschädigt, detailgetreuer Wiederaufbau ist vorgesehen Nationalmuseum - 19. Jahrhundert
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Stadtmarkthalle "Markale" - 19. Jahrhundert Sebilj (türkischer Wasserbrunnen) Zetra (Stadthalle) Hotel "Holiday Inn" - 1983 von Ivan Štraus
UNIS-Türme • • • •
UNIS-Türme - 1986 von Ivan Štraus Das Bosmal City Center war bis 2008 mit einer Höhe von 118 Metern das höchste Hochhaus des Balkans. Avaz Business Center Avaz Twist Tower, mit 172 Metern das höchste Gebäude auf dem Balkan
Sportzentren • •
Otoka-Stadion Skenderija Sportzentrum - 1969
Sport [Bearbeiten] In Sarajevo wurden die Olympischen Winterspiele 1984 ausgetragen. Sarajevo hatte sich für die Olympischen Winterspiele 2010 beworben, wurde jedoch nicht als Kandidatenstadt berücksichtigt. In der Stadt gibt es mehrere Fußballvereine. Zu den berühmtesten und beliebtesten gehören der FK Sarajevo und der FK Željezničar Sarajevo. Der Basketballverein Košarkaški Klub Bosna Sarajevo gewann 1979 den Europapokal der Landesmeister.
Persönlichkeiten [Bearbeiten]
Söhne und Töchter der Stadt [Bearbeiten] • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •
Elvir Baljić, Fußballer Goran Bregović, Musiker Branko Crvenkovski, Präsident Mazedoniens Danica Dakić, Videokünstlerin Deen, Sänger Mirza Delibašić, Basketballspieler des Košarkaški Klub Bosna Sarajevo Hans Fronius, österreichischer Maler und Illustrator Ognjen Koroman, Fußballspieler Vlatko Kucan, Jazzsaxophonist und -klarinettist Emir Kusturica, Filmregisseur Ivana Miličević, US-amerikanische Schauspielerin Tomislav „Tomo“ Miličević, US-amerikanischer Gitarrist Džemaludin Mušović, Fußballspieler und -trainer Boris Nemšić, österreichischer Manager Đorđe Novković, Komponist Ivica Osim, Fußballspieler und -trainer Davor Palo, dänischer Schachgroßmeister Marko Pešić, Basketballspieler, Spieler der deutschen Nationalmannschaft Vladimir Prelog, Chemiker Abdulah Sidran, Schriftsteller Vojislav Šešelj, Politiker Alen Škoro, Profifußballspieler Mario Stanić, ehemaliger Profifußballspieler Boris Tadić, Präsident von Serbien Mladen Vojičić (Tifa), Sänger, ehemaliges Mitglied von Bijelo Dugme Pjer Žalica, Regisseur Jasmila Žbanić, Filmregisseurin (gewann den Goldenen Bären 2006) Edin Džeko, Fußballspieler Aleksandar Hemon, Schriftsteller Miljenko Jergovic, Schriftsteller
Persönlichkeiten, die in Sarajevo gewirkt haben [Bearbeiten] • • •
Alija Izetbegović, erster Präsident der Republik Bosnien und Herzegowina Safet Isović, Sänger Vedran Smajlović, der "Cellist von Sarajevo"
Literatur [Bearbeiten] • •
Erich Rathfelder: Schnittpunkt Sarajevo. Verlag Hans Schiler, Berlin, 2006. ISBN 3-89930-108-0 Robert J. Donia: Sarajevo. A Biography. C.Hurst & Co. , London, 2006. ISBN 185065-765-3
osnien aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie Wechseln zu: Navigation, Suche Dieser Artikel behandelt die historische Region Bosnien, die heute einen Teil des Staates Bosnien und Herzegowina ausmacht.
Wappen Bosniens in der österreich-ungarischen Zeit 1878-1918
Ungefähre Grenze zwischen Bosnien (hell hinterlegt) und der Herzegowina (dunkel eingefärbt)
Landschaft im südwestlichen Teil Bosniens (bei Donji Vakuf) Bosnien (bosn., kroat. und serb. Bosna; kyrill. Боснa) ist der nördliche Landesteil des Staates Bosnien und Herzegowina und umfasst etwa zwei Drittel des Staatsgebiets. Es bildet heute keine istrative Einheit mehr, sondern ist innerhalb des Staates Bosnien und Herzegowina auf die Republika Srpska, die Föderation Bosnien und Herzegowina, sowie Distrikt Brčko aufgeteilt. Den Namen bekam es von dem Fluss Bosna, der bei Sarajevo entspringt und über Zenica und Doboj bei Šamac in die Save (Sava) fließt.
Inhaltsverzeichnis [Verbergen] • • •
1 Landschaft 2 Geschichte 3 Galerie
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4 Siehe auch
Landschaft [Bearbeiten] Bosnien ist ein großteils bergiges Land mit kontinentalem Klima und teilweise sehr kalten Wintern. Die Vegetation ist im Wesentlichen typisch mitteleuropäisch. In den ausgedehnten Wäldern gibt es noch heute Wölfe, Bären und Wildschweine. Die Olympischen Winterspiele 1984 machten die Skigebiete Jahorina, Bjelašnica und Igman (alle bei Sarajevo) weltbekannt. Bosnien wird im Süden und Westen vom Dinarischen Gebirge und der Herzegowina begrenzt. Im Norden endet es an den Flüssen Una und Save; im Osten reicht es ungefähr bis zur Drina. Mit Ausnahme des nördlichen Landstrichs, der sich an der Save hinzieht, ist das Land von mehr oder weniger hohen Bergketten durchzogen, deren höchste Gipfel in den Ausläufern der Dinarischen Alpen zu finden sind: • • • •
Treskavica (2.128 m) Bjelašnica (2.067 m) Vranica (2.070 m) Volujak mit dem Maglić (2.386 m)
Die Hauptgebirgszüge im nördlichen Bosnien erstrecken sich von Südosten nach Nordwesten und bilden hohe, langgestreckte Rückenformen sowie fruchtbare Täler. Im südlichen Bereich überwiegen Berge mit scharfem Profil und Karstcharakter, felsige
Zacken und kraterförmige Kesseltäler (polje), deren meist langgestreckte Sohlen zur Regenzeit mit Wasser angefüllt werden. Im Sommer trocknen sie aus und bilden tiefe Risse. Die Randgebirge dieser Kessel erheben sich bis auf 700 bis 900 m. Sie sind kahle und zerklüftete Kalkfelsen. Statt Wald findet sich hier nur spärliches Gestrüpp. Im Waldbereich überwiegen mitteleuropäische Bäume, wie Buchen, Fichten, Birken, Erlen und Ahorn. Über etwa 1.600 m endet der Baumwuchs typischerweise und es treten alpine Kräuter auf. Hauptfluss von Bosnien ist die Save, die eine natürliche nördliche Grenze gegen Slawonien bildet. Die Save ist schiffbar für leichte Fahrzeuge und bildet einen der wichtigsten Transportwege. Ihr fließen die Una, die Vrbas, die Ukrina, die Bosna und die Drina zu.
Geschichte [Bearbeiten] Schon in der Antike war Bosnien ein wichtiges Transitland zwischen Adria und Donauraum, sodass sich in dem fruchtbaren und gebirgigen Land einige wohlhabende Handelsstädte herausbilden konnten. Zu dieser Zeit gehörte Bosnien zur römischen Provinz Illyricum. Von der römischen Präsenz zeugen auch heute noch viele Ausgrabungsstücke und Befestigungsanlagen. Nach der Einwanderung der Slawen im 7. Jahrhundert stand Bosnien zumeist unter byzantinischer Herrschaft, jedoch gelang es den Fürsten, eine weitgehende Autonomie zu erwerben und bewahren. Später war es auch Teil des bulgarischen und serbischen Reichs sowie Teil Ungarns. Alle fremdländischen Herrschaften vermochten jedoch nicht, direkten Einfluss auf die Politik des Landes auszuüben, die Macht verblieb in den Händen des lokalen Adels und der Fürsten. Bosnien gehörte dem im Jahr 925 gegründeten Königreich Kroatien bis zum Jahr 1102 an. Der Landesname Bosnien taucht erstmals um das 10. Jahrhundert auf, allerdings bezieht er sich hier nur auf das Kernland am Oberlauf der Bosna. In den Jahren 1154 bis 1463 war es meist ein selbstständiges Fürstentum bzw. später Königreich. Der erste bekannte Herrscher über Bosnien war Ban Borić, welcher von 1154-1164 regierte. Während seiner Regierungszeit befanden sich das Königreich von Ungarn und Byzanz im Krieg. Borić stellte sich auf die Seite von Ungarn wobei er bei der Belagerung von Braničevo mitmachte. Bei seiner Rückkehr nach Bosnien wurde er vom Byzantinischen Heer geschlagen und musste fliehen. Nach Ban Borić herrschte bis 1180 Byzanz über Bosnien. Nun kam Ban Kulin an die Macht. Er nutzte die vorübergehende Schwäche von Byzanz durch den Tod Manuel I. Komnenos' und anerkannte immer mehr die Herrschaft von Ungarn. Dies wirkte sich jedoch nicht auf die Eigenständigkeit von Bosnien aus und Ban Kulin nahm das Gebiet der Usora und Soli ein, womit sich die Herrschaft Bosniens auf den gesamten Flusslauf der Bosna ausweitete. Wie die Eroberungen schritt auch die Ökonomie voran. Ban Kulin
schloss 1189 ein Handelsabkommen mit der Rebublik von Dubrovnik ab, auch bekannt als "Povelja Kulina bana". Dies ist eines der frühesten staatlichen Dokumente auf dem Balkan. Am Ende des 12. Jh. gab es immer mehr Anklagen gegen Ban Kulin wegen seiner Unterstützung für die Bosnische Kirche, welche als eine Häresie angesehen wurde. Dies gefiel Papst Innozenz III. überhaupt nicht, und er überredete den ungarischen König zu einem Kreuzzug gegen Bosnien. Ban Kulin sah die Gefahr und nahm mit einer großen Zahl von Anhängern der bosnischen Kirche den katholischen Glauben auf dem "Bilino Polje" in Zenica an. Über den genauen Nachfolger von Ban Kulin gibt es keine genauen Angaben. Um 1230 wird Ban Matej Ninoslav erwähnt. Er nahm nach einigen Feldzügen Livno, die Neretva-Region und Ustiprača (Novo Goražde) ein. Nach ihm kam um 1290 Ban Stjepan I. Kotromanić an die Macht. Stjepan I. regierte nur in den Gebieten an der Drina. Dies nutzte der kroatische Ban Pavle Bribirski (Šubić) aus und nahm auch Bosnien ein. Der Sohn von Pavle Bribirski Mladen I. Šubić starb kurz nachdem er Ban wurde. Sein Bruder Mladen II. Šubić übernahm nun die Macht. Er zog auch den späteren Ban Stjepan II. Kotromanić auf. Stjepan II. stürzte mit Hilfe von Ludwig I. (Ungarn) Mladen II. und übernahm nun die Regierung. Gleichzeitig wurde er Vasall von Ludwig I., welcher auch seine Tochter Elisabeth zur Frau nahm. 1377 krönte sich der bosnische Ban Stjepan Tvrtko Kotromanić in Mile bei Arnautovići zum König von Serbien, Bosnien, Serbien/Raszien, Herzegowina/Hum und der Küstenländer, wodurch er in politischen Konflikt mit dem regulären Nachfolger der serbischen Königskrone Marko Mrnjavcević, der im Gebiet des heutigen Mazedoniens herrschte, geriet. Tvrtko war der Enkel der Elisabeth Nemanjić - ein Mitglied der aus Raszien stammenden serbischen Königsdynastie der Nemanjiden, weshalb er sich als rechtmäßigen Erben der gesamtserbischen Krone betrachtete. Die mittelalterliche Hauptstadt und Sitz des Königs war Kraljeva Sutjeska. Markos Onkel Uglješa Mrnjavcević herrschte über die Hum, die heutige Herzegowina mit Sitz in Trebinje. Das Königreich Bosnien wurde für fast ein Jahrhundert der mächtigste Staat der Region. 1389 folgte König Stjepan Tvrtko Kotromanić dem Aufruf des serbischen Fürsten Lazar Hrebeljanović und entsandte einen Teil seines Heeres zum Amselfeld um sich dort mit dem restlichen serbischen Heer den Osmanen entgegenzustellen. 1463 wurde Bobovac nahe Kraljeva Sutjeska von den Osmanen eingenommen. König Stjepan Tomaš Kotromanić wurde umgebracht. Mit dem Tod seiner Frau Katarina Kosača-Kotromanić 1478 in Rom erlosch die bosnische Krone. Erst 70 Jahre nach Sarajevo fiel Bihać als letzte bosnische Stadt. Bosnien wurde damit zu einem osmanischen Vilayet (Provinz). Mit der Rückeroberung Südungarns und Slawoniens durch Prinz Eugen wurde das Land zur Grenzzone. Österreichische Truppen versuchten mehrmals, auch Bosnien zu erobern, was aber scheiterte, so dass sich die Savegrenze stabilisieren konnte. Allerdings zerstörte Prinz Eugen bei einem Feldzug Sarajevo.
Die Balkan-Halbinsel um 1888 Bosnien war eine der wichtigsten Provinzen des Osmanischen Reiches, da es die europäische Grenze des Reiches schützte. Der bosnische Beylerbey, Statthalter des Sultans, war wie kein anderer Statthalter mit unumschränkter Gewalt ausgestattet. Die Statthalter Bosniens gehörten neben dem Sultan zu den mächtigsten Männern des Reiches. Der Titel des Beylerbey war neben den bosnischen Statthaltern nur wenigen anderen Statthaltern des Reiches vorbehalten. Während der osmanischen Zeit erreichte Bosnien eine zweite, orientalische Blüte; es ging vollends auf in der Kultur des Osmanischen Reiches und viele Männer aus Bosnien und der Herzegowina erwarben hohe Würden am Hofe des Sultans und wurden zu Militärführern, Diplomaten und Großwesiren des Reiches. Nach der Reconquista in Spanien siedelten sich auch vertriebene sephardische Juden in Bosnien an. Während der osmanischen Herrschaft kam es des Öfteren zu Revolten gegen die aus Asien stammenden Besatzer, alle wurden jedoch niedergeschlagen. Von solch einer Revolte wird im Buch Die Brücke über die Drina von Ivo Andrić berichtet. 1878 wurde Bosnien österreichisch-ungarischer Verwaltung unterstellt (Kondominium), während es bis 1908 formell weiterhin dem Sultan unterstand. In dieser Zeit wurde der Begriff Bosnien und Herzegowina (Bosna i Hercegovina) geprägt. 1908 annektierte Österreich-Ungarn Bosnien-Herzegowina und löste damit die Bosnische Annexionskrise aus. Das Attentat von Sarajevo 1914 durch Mitglieder der Studentenbewegung Mlada Bosna und der serbischen Widerstandsgruppe Schwarze Hand wurde von ÖsterreichUngarn als Vorwand für eine Kriegserklärung gegenüber dem Königreich Serbien genommen, was wegen der Garantien der damaligen Großmächte untereinander und gegenüber kleineren Staaten zum Ersten Weltkrieg führte.